Donnerstag, 16. August 2018

Bipolar - Depression und Manie


Manche haben neben ihren depressiven Phasen, Phasen in denen sie sich wie ausgetauscht,
wie im 7ten Himmel fühlen und sich alles zutrauen.. Hier kann es sich um eine bipolare Störung handeln. Die Depression wechselt sich mit Phasen der Manie ab. Zum Artikel:

Bei einer bipolaren Störung wechseln sich depressive und manische Phasen ab. Während der Depression ist die Stimmung gedrückt und es fehlt den Betroffenen an Interesse und Antrieb. In der Manie kehrt sich die Stimmung um. Euphorie, Tatendrang und grenzenlose Selbstüberschätzung sind dann typische Symptome.

Mal traurig, mal fröhlich, mal lustlos, mal energiegeladen: Bei allen schwankt die Gefühlslage. Das ist ganz normal.
Menschen mit bipolarer Störung erleben jedoch Stimmungsschwankungen, die weit über das normale Maß hinausgehen: Ihre Stimmung ist ohne äußeren Anlass übertrieben gedrückt oder übersteigert – von manisch bis depressiv.
Was ist eine bipolare Störung?
Bei einer bipolaren Störung (auch: bipolare affektive Störung, früher: manisch-depressive Erkrankung) schwankt die Stimmung immer wieder zwischen zwei Extremen: zwischen Hochstimmung (Manie) und Depression. Diese Schwankungen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, sie gehen aber immer weit über ein angemessenes Maß hinaus. Zwischen Manie und Depression liegen Abschnitte, in denen die Stimmung in einem gesunden Rahmen liegt.
Während einer manischen Phase sind die Betroffenen voller Begeisterung: Sie trauen sich nahezu alles zu, fühlen sich übertrieben selbstbewusst und könnten buchstäblich Bäume ausreißen. Oft schlafen sie kaum, weil sie ihre Flut an Ideen sofort in die Tat umsetzen wollen. Sie verhalten sich ungewohnt leichtsinnig, risikofreudig und hemmungslos.
Das genaue Gegenteil ist die Depression. An Stelle der Hochstimmung treten nun eine tiefe Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Was früher Spaß gemacht hat, ist plötzlich bedeutungslos geworden.
Symptome von Manie und Depression können bei einer bipolaren Störung auch gleichzeitig auftreten oder sich in rascher Folge abwechseln.

Wie häufig sind bipolare Störungen?

Circa 1 von 100 Personen entwickelt im Laufe ihres Lebens eine bipolare Störung mit depressiven und manischen Episoden. Etwas häufiger ist eine abgeschwächte Form (Bipolar-II-Störung): Schätzungen zufolge erkranken rund 4 von 100 Personen daran. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Bipolare Störung: Formen

Ärzte unterscheiden zwischen zwei Ausprägungen der bipolaren Störung:
  • Der Typ Bipolar I (Bipolar-I-Störung) steht für den typischen Verlauf mit ausgeprägten depressiven und manischen Phasen.
  • Menschen mit einer sogenannten Bipolar-II-Störung erleben hingegen depressive und hypomanische Phasen. Das bedeutet: Die Hochstimmung ist weniger stark ausgebildet als bei einer echten Manie – depressive Episoden können hingegen genauso schwer verlaufen wie beim Typ Bipolar I.
Die einzelnen Krankheitsphasen können unterschiedlich lange anhalten. In den meisten Fällen dauert es zwei bis drei Jahre, bis ein kompletter manisch-depressiver Zyklus abgeschlossen ist. Die Zyklen können aber auch deutlich kürzer sein:
  • Rapid cycling: Bei einem sog. rapid cycling (engl. = "schneller Zyklus") erlebt der Patient pro Jahr mindestens vier (hypo-)manische oder depressive Phasen. Schätzungen zufolge kommt rapid cycling bei bis zu 2 von 10 Personen mit bipolarer Störung vor.
  • Ultra rapid cycling: Die Phasen wechseln wöchentlich oder häufiger.
Ist die jeweilige Krankheitsphase abgeklungen, schließt sich in der Regel eine beschwerdefreie Phase an (sog. Remission). In manchen Fällen bleibt die beschwerdefreie Phase jedoch aus und Depression und Manie wechseln sich unmittelbar ab.

Zyklothymia: Leichte, anhaltende Stimmungsschwankungen

Eine lang anhaltende (chronische), aber eher leichte Form der Stimmungslabilität ist die sogenannte Zyklothymia: Dabei schwankt die Stimmung über Jahre hinweg immer wieder. Sie schlägt jedoch weniger stark in eine Richtung aus. Vielmehr erleben Patienten immer wieder Phasen einer leicht gehobenen Stimmung (Hypomanie), die sich mit einer leichten Depression abwechseln. Ausgeprägte manische oder depressive Episoden kommen nicht vor. Eine Zyklothymia entwickelt sich oft im frühen Erwachsenenalter.

Bipolare Störung: Symptome

Je nachdem, ob gerade eine Manie oder eine Depression vorherrscht, können die Symptome einer bipolaren Störung sehr unterschiedlich sein. Nicht nur die Stimmung, auch Denken, Handeln und Fühlen sind während einer akuten Krankheitsphase erheblich beeinträchtigt.

  Überblick: Typische Symptome von Manie und Depression

Symptome während einer ManieSymptome während einer Depression
unangemessene Hochstimmung bis hin zur Euphorie, aber auch Reizbarkeitgedrückte Stimmung, Unruhe, Ängste
übermäßige Aktivität, ständiger Wechsel zwischen verschiedenen Aktivitätenverminderter Antrieb; verlangsamte Bewegungen, aber auch psychomotorische Erregung
immer neue, schnell wechselnde Ideen ("Ideenflucht")Freud- und Interesselosigkeit
mangelndes SchlafbedürfnisSchlafstörungen
Gedankensprünge, schnell wechselnde Gedanken ("Gedankenrasen"); Ablenkbarkeitverlangsamtes Denken; Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
Rededrangverlangsamte Sprache
Selbstüberschätzungniedriges Selbstwertgefühl, Minderwertigkeitsgefühle
starkes Kontaktbedürfnis, riskantes oder rücksichtloses Verhaltensozialer Rückzug 
gesteigertes sexuelles Bedürfnis, verringertes sexuelles Bedürfnis
psychotische Symptome wie z.B. Größenwahnpsychotische Symptome, z.B. Verarmungswahn

Symptome einer Manie

Eine manische Phase entsteht meist sehr plötzlich. Personen, die eine manische Phase durchleben, glauben, sie seien unverwundbar. Sie sind in absoluter Hochstimmung und fühlen sich übertrieben selbstbewusst. Sie neigen dazu, sich zu überschätzen. Manche reagieren auffällig gereizt, unruhig oder aggressiv und sind anderen gegenüber sehr misstrauisch.
Maniker sind unangemessen unternehmungslustig, kontaktfreudig und voller Energie. Sie sprudeln nur so über vor Ideen, die sie möglichst sofort in die Tat umsetzen möchten. Meist sind ihre Gedanken jedoch so sprunghaft, dass sie es nicht schaffen, ein Vorhaben zu Ende zu führen. Sie denken, sprechen und handeln schnell, sind dabei aber sehr zerstreut. Oft verlieren sie jegliche Hemmschwellen gegenüber anderen und verhalten sich zum Beispiel sexuell sehr freizügig.
Während einer Manie sind die Betroffenen kaum oder gar nicht in der Lage, einen geregelten Alltag zu führen. Zudem kommen sie kaum zur Ruhe, weil ihnen Schlaf eher lästig erscheint.
Eine manische Phase kann mit psychotischen Symptomen einhergehen. Das bedeutet: Der Bezug zur Realität geht vorübergehend verloren. Häufig entwickeln Maniker einen Größenwahn: Sie überschätzen sich maßlos und glauben, jede noch so riskante oder schwierige Aufgabe bewältigen zu können – obwohl das aus objektiver Sicht unrealistisch ist. Halluzinationen oder Verfolgungswahn können während einer Manie ebenfalls auftreten.
Maniker geraten immer wieder in Schwierigkeiten und setzen leichtsinnig Gesundheit, Beziehungen, Beruf oder Finanzen aufs Spiel. Sie legen ein Verhalten an den Tag, dass normalerweise nicht ihrer Natur entspricht. Einige Beispiele:
  • Sie geben ihr ganzes Geld für ein eigentlich aussichtsloses Projekt aus und verschulden sich.
  • Sie kündigen ihren Job und treten ad hoc eine Weltreise an, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben.
  • Sie setzen beim Roulette ihr gesamtes Geld auf eine Zahl.
  • Sie stürzen sich in sexuelle Abenteuer und gefährden dabei ihre Beziehung.

Hypomanie: Die kleine Schwester der Manie

Eine abgeschwächte Form der Manie ist die Hypomanie. Bei der Hypomanie ist die Stimmung deutlich gesteigert – aber nicht so stark, dass man von einer Manie sprechen könnte. Im Gegensatz zu Menschen mit Manie sind Personen mit Hypomanie in der Lage, einen geregelten Alltag zu führen. Eine Hypomanie hält meist nur einige Tage an.
Weitere Anzeichen einer Hypomanie sind
  • vermindertes Schlafbedürfnis,
  • erhöhtes Redebedürfnis, Bedürfnis nach Geselligkeit,
  • Konzentrationsprobleme,
  • Unruhe,
  • erhöhtes sexuelles Bedürfnis sowie
  • Hang zu Leichtsinnigkeit/Verantwortungslosigkeit.

Symptome einer Depression

Die Symptome der Depression stellen gewissermaßen das Gegenteil der Manie dar. Depressive Phasen kommen in der Regel häufiger vor als manische und halten länger an.
Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen
  • eine gedrückte Stimmung,
  • Freud- und Interessenlosigkeit sowie
  • verminderter Antrieb.
Depressionen können mit Suizidgedanken einhergehen. Wenn Sie solche Gedanken haben oder bemerken, dass eine Person in Ihrem Umfeld suizidgefährdet sein könnte: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenden Sie sich bei Suizidgedanken an die nächste psychiatrische Klinik oder informieren Sie den Notruf unter 112.
Eine weitere Anlaufstelle kann die Telefonseelsorge sein. Diese erreichen Sie kostenlos und anonym unter den Nummern:
  • +49 (0)800 1110111
  • +49 (0)800 111 0 222
Depressive haben keine Freude mehr an Dingen, die ihnen vorher Spaß gemacht haben. Sie spüren eine tiefe Traurigkeit oder eine innere Leere. Manche haben den Eindruck, zu keinerlei Gefühlsregungen mehr fähig zu sein. Während der Depression blicken die Betroffenen pessimistisch in die Zukunft und trauen sich nichts zu. Sie haben nicht mehr so viel Antrieb wie vorher, sodass ihnen Aktivitäten häufig schwerfallen. Sie haben Probleme damit, selbst kleine Entscheidungen zu treffen. Oft ziehen sie sich von Freunden und Bekannten zurück.
Depressionen können sich in ganz unterschiedlichen Ausprägungen äußern: Bei einigen stehen körperliche Symptome im Vordergrund, andere leiden vor allem unter seelischen Beschwerden. Zu den möglichen körperlichen Symptomen zählen etwa Magen- oder Kopfschmerzen. Andere leiden besonders unter dem Gefühl, nichts wert zu sein. Bewegungen und Sprechen können verlangsamt sein (sog. psychomotorische Hemmung). Aber auch Unruhe und ein starker Bewegungsdrang (sog. psychomotorische Agitiertheit) kommen häufiger vor. Seelisch macht sich eine Depression häufig dadurch bemerkbar, dass die Betroffenen das Gefühl haben, nichts wert zu sein.
In einer depressiven Phase kann es passieren, dass der Bezug zur Realität vorübergehend verloren geht (psychotische Symptome). Zum Beispiel hat der Depressive dann den Wahn, zu verarmen und sich zu verschulden.

Mischzustände

Symptome von Manie und Depression können gleichzeitig oder in raschem Wechsel auftreten. Ärzte sprechen dann von einer gemischten Episode. Bis zu 60 von 100 Erkrankten erleben solche Mischzustände.
Ein Beispiel für einen Mischzustand: Eine Person fühlt sich niedergeschlagen und depressiv. Gleichzeitig ist sie aber sehr unruhig, aktiv und fühlt sich getrieben.

Bipolare Störung: Ursachen

Die Ursachen der bipolaren Störung sind noch nicht im Detail bekannt. Fest steht, dass mehrere Faktoren im Zusammenspiel an der Entstehung einer manisch-depressiven Erkrankung beteiligt sind. Dazu zählen vor allem:
  • genetische Komponenten: Eine genetische Veranlagung scheint bei bipolaren Erkrankungen eine große Rolle zu spielen, ist aber nicht die alleinige Ursache. Personen mit einem bipolaren Verwandten ersten Grades (z.B. Mutter, Vater) entwickeln 10-mal häufiger eine bipolare Störung als Personen ohne erbliche Vorbelastung. Ist ein Elternteil erkrankt, liegt das eigene Erkrankungsrisiko bei 10 bis 20 %. Sind beide Elternteile krank, erhöht sich das Risiko auf bis zu 60 %.
  • Charaktereigenschaften: Menschen mit bestimmten Charaktereigenschaften haben ein erhöhtes Risiko für eine bipolare Störung. Dazu zählen vor allem Personen, die von Natur aus eher extrovertiert und übertrieben ausgelassen (hypothym) sind.
  • äußere Einflüsse: Einschneidende Lebensereignisse (z.B. Trennung der Eltern, Tod eines Angehörigen) oder Traumata (z.B. durch Missbrauch) können eine akute manische oder depressive Episode auslösen, wenn die Person entsprechend veranlagt ist.

Wie diagnostiziert man eine bipolare Störung?

Bis der Arzt eine bipolare Störung diagnostiziert, kann einige Zeit vergehen. Insbesondere (hypo-)manische Phasen werden oft lange übersehen. Der Grund: Viele Betroffene fühlen sich durch die Hochstimmung gar nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil – sie sind froh, nach einer depressiven Phase wieder besser gelaunt zu sein. Sie bemerken nicht, dass ihre Stimmung über ein gesundes Maß hinausgeht und reagieren bisweilen aggressiv, wenn Angehörige sie darauf hinweisen. So geht der Arzt möglicherweise zunächst davon aus, es habe sich um eine reine Depression gehandelt.
Es gilt: Erst wenn der Arzt sowohl mindestens eine (hypo-)manische als auch eine depressive Episode festgestellt hat, kann er eine bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung) diagnostizieren.
Nicht jede Missstimmung ist gleich eine Depression. Und nicht jede Hochstimmung muss bedeuten, dass es sich um eine Manie handelt. Um herauszufinden, ob sein Patient tatsächlich gerade eine manische beziehungsweise depressive Phase durchmacht, wird sich der Arzt an bestimmten Diagnosekriterien orientieren. Ein Beispiel: Um von einer depressiven Episode zu sprechen, muss die Stimmung über mindestens zwei Woche hinweg gedrückt sein. Dabei müssen mindestens vier von zehn typischen Symptomen auftreten – darunter wenigstens zwei der drei Hauptsymptome (gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Antriebsminderung).

Quelle: https://www.onmeda.de/krankheiten/bipolare-stoerung.html