Freitag, 16. November 2018

Versagensangst oft Burnout-Auslöser


Das The­ma Bur­nout und De­pres­si­on be­trifft vie­le. Der Vor­trags­saal im al­ten Rat­haus war am Di­ens­ta­g­a­bend kom­p­lett be­setzt. Die Ver­an­stal­ter von Volks­hoch­schu­le und Uni­ver­si­täts­bund hat­ten ei­nen Ex­per­ten für den Vor­trag ge­won­nen, den Pri­vat­do­zen­ten And­reas Men­ke, lei­ten­der Ober­arzt an der Psy­ch­ia­trie des Uni­ver­si­täts­k­li­ni­kums Würz­burg.

Wie wichtig das Thema ist, machte dieser anhand einer Studie der Techniker-Krankenkasse zur Stresslage der Nation deutlich. Die Zahlen zeigten, dass quer durch die Bevölkerung der Stresslevel hoch ist und noch weiter steigt. Nur vier Prozent der Befragten gaben an, sie seien nie gestresst.
Stress ist ein wichtiger Faktor beim Auslösen von Burnout und Depressionen. Der Mediziner erklärte, er begrüße in gewissem Maße die Tatsache, dass Burnout quasi eine Modeerscheinung geworden sei, im Gegensatz zur Depression, die immer noch mit einem gewissen Stigma behaftet sei. Denn wo jemand zögern würde, wegen einer möglichen Depression ärztliche Hilfe zu suchen, falle es vielen Menschen leichter, mit einem Burnout zum Arzt zu gehen.

Hand in Hand mit Depression
Die typischen Anzeichen eines Burnout seien verminderte Leistungsfähigkeit, emotionale und körperliche Erschöpfung und eine gleichgültige, negative und zynische Haltung gegenüber Arbeit und Mitmenschen. Oft bestehe auch das Gefühl, beruflich zu versagen, obwohl das objektiv gar nicht so ist. Ein Burnout gehe meist Hand in Hand mit einer Depression, bei der diese Symptome ebenfalls auftreten. Allerdings gebe es verschiedene Depressionsformen mit teils unterschiedlichen Ausprägungen. Grundsätzlich sei eine anhaltende Depression etwas anderes als Stimmungsschwankungen oder vorübergehende Traurigkeit. Es handle sich um eine echte Krankheit, die aber heutzutage gut behandelbar sei. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, hänge ab von einer Kombination aus genetischen Faktoren und negativen Lebensereignissen, insbesondere traumatische Kindheitserlebnisse erhöhen das Risiko.
Frühwarnsymptome seien Veränderungen des gewohnten Schlafmusters, des Sozial- oder Konsumverhaltens, Konzentrationsstörungen oder generell eine Änderung der bisherigen Tagesstruktur.

Starke Nebenwirkungen
Menke stellte die Medikamente vor, die für die Behandlung von Depressionen zur Verfügung stehen. Dabei hätten leider die Mittel, die am effektivsten wirkten, auch die stärksten Nebenwirkungen Am meisten gefürchtet seien hier typischerweise sexuelle Funktionsstörungen und Gewichtszunahme. Heutzutage gebe es aber auch nebenwirkungsarme Medikamente, die oft gut wirkten, das müsse immer individuell eingestellt werden. Von pflanzlichen Mitteln wie dem stimmungsaufhellenden Johanniskraut riet der Mediziner ab, da dies die Wirksamkeit von anderen Medikamenten wie Antibabypille oder Gerinnungshemmern beeinträchtige.

Kognitives Training
Weitere Behandlungsmöglichkeiten seien kognitives Training, Ergotherapie, Sport und eine feste Tagesstruktur. Man müsse auf Stressreduktion achten, wobei akute Ereignisse weniger kritisch seien, von denen könne man sich oft wieder erholen. Doch wenn Probleme in Beruf, Partnerschaft oder Familie chronisch werden, »dann muss man etwas tun.«
Menke sieht aus seiner Erfahrung bei mittelschweren Depressionen die besten Chancen in der Kombination von medikamentöser und psychologischer Behandlung. Er favorisiert dabei die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie, bei der individuell und pragmatisch auf die Probleme des Patienten eingegangen wird.

Quelle: https://www.main-echo.de/regional/kreis-main-spessart/art490827,6546537