Montag, 16. September 2019

Depression: Harald Schmidt: "Ich mag diese deutsche Griesgrämigkeit"


In seinem jüngsten Interview zeigt sich Entertainer Harald Schmidt von seiner ernsten Seite. Er spricht über Depression, den Einfluss von Social Media und darüber, welche deutschen Tugenden er schätzt.

Seit über 20 Jahren hat Harald Schmidt (62) den Ruf des deutschen Late-Night-Lästermauls. Dabei gibt es an dem Entertainer noch eine ganz andere, durchaus ernste Seite zu entdecken. Nämliche jene des Schirmherrn der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Seit 2008 unterstützt Schmidt die Stiftung, moderiert Patientenkongresse und setzt sich mit der Krankheit auseinander. "Witze auf Kosten Depressiver gehen nicht", meint er im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Dafür wisse der 62-Jährige mittlerweile einfach zu gut, dass "Depression nichts mit trüben Stunden des Alltags" zu tun habe, "durch die wir alle durchmüssen". Depression ist als eine eigenständige Krankheit anzusehen und damit "mehr als eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände".

Grausamkeiten blendet er aus Angesprochen auf die Tat im Juli am Frankfurter Hauptbahnhof, bei der ein an paranoider Schizophrenie leidender Mann einen Jungen auf die Gleise gestoßen hatte, macht der Entertainer dicht. "Ich lese gar nichts, was mit Gewalt an Kindern zu tun hat", sagt er. "Wenn Sie selbst Kinder haben, halten Sie das besser von sich fern und können nur hoffen, dass Sie von so etwas verschont bleiben."
Auch von den Sozialen Medien wendet sich der Moderator rigoros ab. "Ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram, ich bin nirgends", erzählt Schmidt, der seine Online-Abstinenz als "wunderbar" empfindet. Ob die Sozialen Medien wohl mitverantwortlich für Depression sein können? Diese Frage könne Schmidt nur schwer beantworten. Es gebe "keine eindeutigen, belastbaren Aussagen" dazu. Eine Gegenthese behaupte zudem, "dass es eher hilfreich sein kann, wenn man sieht, dass man nicht allein mit seiner Erkrankung ist".

"Spaßgesellschaft" in Deutschland?


Obwohl die Sozialen Medien mittlerweile immer mehr Einfluss auf das Sozialleben sowie die Freizeitbeschäftigung haben, sieht Schmidt davon ab, Deutschland als eine "Spaßgesellschaft" zu bezeichnen. Er habe immer noch den Eindruck, dass der Deutsche "anstrengend" werde, sobald er sich einmal lockere. Das wäre aber auch okay, so der Entertainer weiter. Schließlich möge er "diese deutsche Griesgrämigkeit und diese latente Aggression". "Ich finde, das steht uns gut."

Quelle: http://www.news.de/promis/855788206/depression-harald-schmidt-ich-mag-diese-deutsche-griesgraemigkeit/1/

Burnout – und jetzt?


Die Zahl der Menschen mit Burnout steigt stetig. Gerade in der Finanzbranche sind viele Arbeitnehmer betroffen. Doch was ist Burnout eigentlich genau und welche Menschen sind besonders gefährdet? Ein Gastbeitrag von Mareike Fell, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Trainerin und Beraterin

Vielleicht haben auch Sie im Mai diesen Jahres Notiz von einer Nachricht genommen, die weltweit für Schlagzeilen sorgte: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burnout als einen Faktor eingestuft, der die Gesundheit beeinträchtigen kann.

Burnout – ein Status Quo

Burnout gilt zwar weiterhin nicht als Krankheit, aber – und das ist die eigentliche Nachricht – die Beschreibung des „Burnout-Syndroms“, wie es genau heißt, wurde genauer gefasst und auf den Bereich des Arbeitslebenseingeengt.
Daraus ergeben sich einerseits neue Behandlungsansätze für Ärzte und Therapeuten und es können Belastungen am Arbeitsplatz bereits in der Diagnose ursächlich benannt und damit erfasst werden, andererseits wird durch diese enger gefasste Beschreibung der Anteil des Betroffenen ausgeklammert.
Das ist schade, denn der Anteil und damit der Handlungsspielraum des Einzelnen ist enorm. Genau der macht der WHO die Erfassung als tatsächlich eigenständiges Krankheitsbild so schwer. Und genau deswegen hat jeder Einzelne die Entstehung eines Burnouts und die Genese auch weit mehr in der Hand, als der ab 2022 gültige Katalog der WHO, die ICD-11, nun vermuten lässt.

Was Burnout bedeutet

Eine gute Beschreibung dessen, was Burnout ist, lieferten der niederländische Arbeits- und Organisationspsychologe Wilmar Schaufeli und der Diplom-Psychologe Dirk Enzmann bereits 1998, nach der Burnout keinesfalls „kranke“ Menschen betrifft, sondern „ein dauerhafter, negativer, arbeitsbezogener Seelenzustand ‚normaler Individuen‘ (ist).
Er ist in erster Linie von emotionaler Erschöpfung gekennzeichnet, begleitet von Unruhen, Anspannung, einem Gefühl verringerter Effektivität und Motivation und der Entwicklung dysfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen bei der Arbeit.“
Und auch der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger, der das Bild des Burnouts Mitte der siebziger Jahre erstmals beschrieb und ihm seinen Namen gab, stellte fest, dass Burnout keine Krankheit ist, sondern ein gewissermaßen normaler Zustand besonders engagierter Menschen sei.

Burnout kann überwunden werden

Die gute Nachricht daran: Ein Burnout kann überwunden werden. Wird bei Auftreten eines Burnout-Syndroms jedoch nicht gehandelt, kann ein Burnout in klar definierten Krankheiten wie einer Depression, Muskel-Skelett-Erkrankungen, chronischen Erkrankungen und anderen münden, wobei sich ein Burnout auch mit klar definierten Krankheiten überschneiden kann.

Frühzeitiges Erkennen und Handeln sind also entscheidend. Daher spielt das Wissen um die Faktoren, die in einen Burnout führen, eine zentrale Rolle. Klar ist, dass sich ganz objektiv unsere Arbeitswelt verändert hat: Digitalisierung, Globalisierung, Individualisierung, Verdichtung und Komplexität von Arbeit, kaum noch Routinen, lebenslanges Lernen, wenig Vorhersehbarkeit und rasende Veränderung.

Quelle: https://www.cash-online.de/berater/2019/burnout-und-jetzt/482931#