Mittwoch, 31. Oktober 2018

Vortrag klärt über Depression und Burnout auf


Depressionen und Burn­out sind weder Einbildung noch bloße Stimmungsschwankungen. Es sind ernst zu nehmende Krankheiten, denen sich die Ärztinnen Isa Sammet und Sandra Schmid-Domay beim jüngsten Arzt-Patienten-Forum der Kreisärzteschaft und der Geislinger Volkshochschule vor rund 70 Besuchern im Schubart-Saal widmeten.
Professorin Dr. Isa Sammet ist Ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Göppinger Klinikum Christophsbad. Depressive erkennten selbst keinen „triftigen Grund“ für ihre empfundene Hoffnungslosigkeit, innere Leere und Antriebslosigkeit, erklärte die Psychologin: „Das ist einer der Gründe, warum depressiv Erkrankte furchtbar leiden. Sie sehen keinen Grund für ihr Befinden und geben sich auch noch selbst die Schuld dafür.“
Die Folgen: Schlaf- und Appetit­losigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und ein negatives Selbstbild. Dadurch entstehen Misserfolge im Beruf, auch das Privatleben bleibt auf der Strecke. Sammet: „Dieser Abbau verschlimmert die Situation und das Selbstbild. Besonders wenn sich Angehörige nach und nach abwenden, wird es für die Betroffenen besonders schwierig.“ Angehörigen rät sie daher, lieber nicht zu sehr motivieren und aktivieren zu wollen: „Dann fühlt sich der Betroffene nicht verstanden und zieht sich noch mehr zurück.“
26 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer in Deutschland leiden zumindest einmal im Leben an Depressionen, erläuterte die Ärztin. Wie häufig und wie lange diese Krankheitsphasen auftreten, sei unterschiedlich: „Ungefähr zwei Drittel der Patienten wird geheilt, bei manchen tritt die Depression in Phasen oder gar chronisch auf.“
Ursachen für Depressionen können Nebenwirkungen von Medikamenten sein, schlechte Erlebnisse in der Vergangenheit oder nicht sichtbare innere Konflikte. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, hänge auch von biologischen und persönlichen Faktoren ab, sprich: Wer neigt dazu?
Was die Krankheit Burnout betrifft, sind die Ursachen eindeutiger zu bestimmen. Depressionen und Burnout gingen jedoch oft Hand in Hand, sagte Sammet: Rund 80 Prozent aller Burn­out-Patienten seien auch depressiv.
Ihre Kollegin, Dr. Sandra Schmid-Domay, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Verhaltenstherapie, erklärte: „Bezeichnend für Burnout ist, dass sich Menschen lust- und kraftlos in einem Beruf fühlen, der ihnen bis vor Kurzem noch unendlich Spaß gemacht hat.“ Das Problem: „Die Energie im Menschen ist begrenzt, jedoch nicht sichtbar.“

Sich über kleine Schritte freuen

Burnout fange mit Emotionen wie Verärgerung, Wut und beginnender Unlust an. Daraufhin mieden Betroffene soziale Kontakte außer­halb ihres Berufs und zögen sich zurück. „Spätestens dann gilt es wachsam zu bleiben: gegensteuern ist möglich“, betonte Schmid-­Domay. Es gelte besonders, sich einen Ausgleich zum Beruf und besonders seine sozialen Kontakte zu erhalten. Eine große Rolle spiele auch, genügend Schlaf zu bekommen.
Dass Burnout im Besonderen eine Folge der unter Effizienzdruck stehenden Leistungsgesellschaft ist, zeigt eine Zahl besonders: Im Durchschnitt sank in den Industrieländern die mittlere Schlafdauer um rund zwei Stunden. „Erschreckend“, findet das Schmid-Domay. Daher ihr Tipp: „Markieren Sie nicht die Starke, Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber, Ihrer Familie, über Ihre Überbelastung. Die Gesellschaft wird bei diesen Themen nach und nach sensibler.“ Und: „Seien Sie auch dann zufrieden, wenn Sie kleinere Ziele erreichen.“ Sich auch einmal selbst zu loben, sei nicht schäbig, sondern trage zu höherer Zufriedenheit bei.
Depression und Burnout blieben trotz aller Aufklärung heikle Themen, sagte Frank Genske, Vorsitzender der Kreisärzteschaft: „Viele sprechen nicht gerne darüber.“ Dass das Tabuthema so viele Zuhörer anzog, überraschte ihn: „Besonders interessant ist, dass Besucher aus allen Altersschichten zu uns gekommen sind.“

Quelle: https://www.swp.de/suedwesten/staedte/geislingen/vortrag-klaert-ueber-depression-und-burnout-auf-28233564.html

Montag, 29. Oktober 2018

Digital Detox


Immer mehr Menschen versuchen, mit Digital Detox-Seminaren oder -Retreats von ihrer exzessiven Smartphone-Nutzung wegzukommen. Was lernen die Teilnehmer*innen? Und was davon lässt sich in den Alltag mitnehmen?

Wir hängen ständig am Handy. Laut einer Untersuchung der Uni Bonn zum Nutzungsverhalten von Smartphone-Besitzer*innen sind wir im Durchschnitt 53 Mal am Tag an dem Gerät. Und wir unterbrechen auch noch alle 18 Minuten eine Tätigkeit dafür. Das zehrt an den Nerven. Kein Wunder, dass sich jede*r dritte junge Erwachsene in Deutschland für das Jahr 2018 vorgenommen hat, öfter offline zu sein.

Robin Haring ist einer davon. „Mich haben vor allem die vielen Mails und Nachrichten auf WhatsApp gestört“, sagt er. Der 36-jährige Hochschuldozent empfindet die heutige Kommunikation als stressig: „Früher hat man sich für 17 Uhr verabredet und dann da getroffen. Heute schreibt man vorher noch zigmal hin und her. Die Kommunikation hat eine viel höhere Frequenz, oft ohne Mehrwert – das stresst. “
 
Er entschied sich dafür, eine Auszeit zu nehmen: Zehn Tage Schweigen auf einem Gut nahe Wismar. In dem überkonfessionellen Kloster gibt es eine Bibliothek, einen Park mit kleinem See und für einen Aufpreis auch Zutritt zu einem Spabereich. Rund 1.000 Euro kosten zehn Tage Schweigen. Auch ein Aufenthalt von drei bis zehn Tagen in völliger Dunkelheit mit Begleitung durch die Heilpraxis des Hauses ist möglich.

Zehn Tage mit Händen und Füßen verständigen

„Bevor es losging, habe ich einen großen Koffer gepackt, mit vielen Büchern“, erinnert sich Haring. Doch dann wurde ihm bewusst, dass der Sinn der Auszeit nicht sei, sie mit anderen Dingen zu füllen. „Das war zwar richtig schwer, aber ich habe die Hälfte wieder ausgepackt.“


Zunächst gab es auf dem Gut noch Infos zu Ablauf und Logistik, dann war Schweigen angesagt, auch bei den Mahlzeiten. „Dort sind alle eingespielt, man kann sich mit dem Personal gut mit den Händen verständigen, das Schweigen passiert wie selbstverständlich“, sagt Haring. Und wenn jemandem wirklich etwas Wichtiges auf dem Herzen brenne, könne er jederzeit reden.
Plötzlich nimmt man Geräusche und Gerüche in der Umwelt viel stärker wahr, ich hatte auch das Gefühl, viel aumerksamer und feinfühliger zu sein.“ – Robin Haring
„Die ersten zwei bis vier Tage habe ich viel geschrieben. Das waren Dinge, die noch raus aus meinem Kopf mussten“, erinnert sich der 36-Jährige. Danach habe sich eine Art Entleerung eingestellt. „Ich habe sehr viel geschlafen, da habe ich selbst gestaunt. Das war eine große Müdigkeit, die im Körper steckte.“ Die Stille sei angenehm, nicht beklemmend gewesen. Die Tage seien zwar lang, wenn man schweigt, aber schon aus dem Fenster zu gucken oder einen Spaziergang zu machen, sei so zu einem tagesfüllenden Programm geworden.

Mit „Nix-Tagen“ wird der Alltag ruhiger

„Es war eine totale Erleichterung, nicht erreichbar sein zu müssen“, fand Haring. Seine Wahrnehmung habe sich stark verändert: „Plötzlich nimmt man Geräusche und Gerüche in der Umwelt viel stärker wahr, ich hatte auch das Gefühl, viel aufmerksamer und feinfühliger zu sein.“
Nach den zehn Tagen wieder online zu gehen, kam Haring vor wie „ein Sprung auf’s Karussell“: „Plötzlich galt es, 200 Mails abzuarbeiten und wieder den normalen Rhythmus anzunehmen, den Beruf und soziale Verpflichtungen vorgeben.“ Er fasste einen Entschluss. „WhatsApp hatte mir überhaupt nicht gefehlt, im Gegenteil. Also sagte ich mir, ich lasse es ab jetzt bleiben.“
 
Einige Menschen in seinem Umfeld bewundern ihn dafür, andere sagen, „wir haben doch 2018“. In regelmäßigen Abständen nimmt sich Robin Haring bis heute einen, wie er es nennt, Nix-Tag vor. „Da beantworte ich keine Mails, stelle das Telefon aus, sperre die Außenwelt aus und nehme mir Zeit für mich“, beschreibt er.

Kurz vor dem Burn-out

„Ich stand kurz vor dem Burn-out“, sagt Kateryna Kogan aus Köln, die als Social-Media-Managerin arbeitet. Die 37-Jährige merkte, dass sie es nicht mehr schaffte, abzuschalten. Morgens um 6 Uhr griff sie als Erstes zum Handy, um Instagram zu checken. Welche Posts haben am besten funktioniert? Auf Facebook und in anderen sozialen Medien informierte sie sich, was nachts passiert war. Den ganzen Tag über war sie online und abends schlief sie wieder mit dem Smartphone neben sich auf dem Nachttisch ein. „Ich konnte nicht mehr ohne Handy leben“, sagt die 37-Jährige.
Instagram, Pinterest, Facebook, Twitter und Xing nutzte sie regelmäßig. Mit Trello erledigte sie Planungen für den Job und Privates, mit Analyse-Tools wertete sie Social Media aus und mit weiteren Apps ihre eigene Handynutzung. „Das Problem war, dass ich kaum unterscheiden konnte, was ist Arbeit, was Recherche und was zufälliges Herumsurfen“, sagt sie.
 
Kogan hat ein dreitägiges Digital-Detox-Seminar in einem Kloster im rheinland-pfälzischen Schweighofen besucht. In Gesprächsrunden mit Expert*inneninputs reflektieren die Teilnehmer*innen ihre Smartphone-Nutzung, erlernen Strategien für einen nachhaltigen Umgang damit, probieren Achtsamkeitsübungen aus und werden zu Meditationen und Naturerlebnissen angeleitet.
„Ich habe mich entschieden, nur noch Teilzeit zu arbeiten, damit bin ich glücklicher“, sagt Kogan heute. Nachts legt sie das Handy in die Küche. „Und wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe, zum Beispiel spazieren gehe, lasse ich es komplett zu Hause.“

Das Sich-Bewusst-Machen hilft

„Wenn man so zufällig surft, hilft es, sich aufzuschreiben, was man alles noch nachschauen will. Geht man später die Liste durch, fällt einem auf, wie viel Überflüssiges da dabei ist“, findet sie. Heute überlegt sie, bevor sie ihr Smartphone zückt, ob sie eine Tätigkeit gerade wirklich unterbrechen möchte. „Und nach 45 Minuten Arbeit am PC oder Handy mache ich bewusst eine 15-Minuten-Pause fernab von den Bildschirmen.“
 
„Einmal wurde mein Handy gestohlen und ich merkte erst, wie oft ich es eigentlich nicht brauche.“ Ihrem Mann von unterwegs zu schreiben, dass sie in fünf Minuten zuhause sei, ging nun nicht. „Und eigentlich musste das ja auch nicht sein.“ Als sie sich mit einem Kollegen treffen wollte, wurde ihr bewusst, dass er nun keine Möglichkeit hätte, kurzfristig abzusagen oder mitzuteilen, dass er sich verspätet. „Nun musste er eben pünktlich kommen oder ich einfach warten, bis er da war“, sagt sie.
Empfehlen würde sie das Seminar jeder*m. „Wir sagen alle, wir haben nicht genug Zeit für Hobbys, den Haushalt oder Träume und sind doch zwischen fünf und acht Stunden pro Tag online. Das ist die Zeit, von der wir denken, wir haben sie nicht.“

Quelle: https://ze.tt/kurz-vorm-burnout-wie-diese-menschen-durch-digitalen-entzug-wieder-zu-sich-selbst-gefunden-haben/

Vom 29.10 - 02.11.18 Free Promo:


Mein erstes Ebook ist in der Free Promo. Es ist ein Ratgeber wie man Burnout und Depressionen vorbeugen oder gestärkt aus diesen hervorgehen kann. Bitte um Downloads und Rezis. Wer von mir eine Rezi möchte, darf mich gerne anschreiben. Hier ist der Link:

https://www.amazon.de/Burnout-Ersch%C3%B6pfung-Depressionen-%C3%BCberwinden-Ausgebrannt-ebook/dp/B07JHB6XTL/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1540814616&sr=8-1&keywords=joachim+rieger

Sonntag, 28. Oktober 2018

Burnout beim Pfarrer


Ja Burnout beim Pfarrer. Es ist ein Beruf der sehr gefährdet ist!

Wenn es nicht um Kirche ginge, würde man von einem Teufelskreis sprechen: Die Mitgliederzahlen schrumpfen, die Budgets werden kleiner und auch die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer nimmt ab, aber nicht die Arbeit. Seelsorger sind immer im Dienst und müssen zu jeder Zeit und Gelegenheit die passenden Worte finden. Sie haben ihren Beruf aus Überzeugung gewählt und stellen oft einen hohen Anspruch an sich selbst. Gleichzeitig können sie dem gesellschaftlichen Wandel und einer geringer werdenden Bedeutung der Kirche im Leben vieler Menschen wenig entgegensetzen.

Wer ständig mehr als 40 Wochenstunden arbeitet, was für Geistliche beider Kirchen zur Normalität gehört, hat ein erhöhtes Burnout-Risiko. Eine Studie des Anton-Proksch-Instituts in Wien hat ergeben, dass „ein Viertel der befragten Priester in Deutschland deutlich über 50 Stunden pro Woche arbeitet“.

14 Prozent aller kirchlichen Seelsorger überfordert

In der Studie heißt es außerdem, dass 14 Prozent aller kirchlichen Seelsorger mit ihrem Beruf überfordert seien und als Burnout-gefährdet gelten. Die immer größer werdende Belastung der Geistlichen ist auch in Rom angekommen. Papst Franziskus rief in einer Botschaft Anfang Juli dazu auf, für „ausgebrannte und einsame Priester“ zu beten.

Das Bild des in sich ruhenden Hirten, den seine Schäfchen im Umkreis der Kirche antreffen, ist überholt. Geistliche müssen mobil sein. Das gilt vor allem in katholischen Gemeinden, die der abnehmenden Zahl an Gläubigen und dem eklatanten Mangel an Nachwuchsseelsorgern mit dem Zusammenschluss von Pfarreien begegnen. Der in diesem Jahr in Überlingen vorzeitig in den Ruhestand gewechselte Pfarrer Karl-Heinz Berger hat einmal gesagt: „Der Motor des Autos eines Pfarrers hat kaum Chancen, abzukühlen.“

Dünne Personaldecke und immer mehr Aufgaben

Das kennt auch Pfarrer Ulrich Hund, der in Markdorf und Umgebung für sechs Pfarreien und 11 000 Katholiken zuständig ist. „Die Distanzen sind zu groß und die Aufgaben in den letzten Jahren quantitativ mehr geworden“, sagt der Geistliche. Das heißt, er muss mit einer dünneren Personaldecke immer mehr Aufgaben stemmen, von denen die seelsorgerische Arbeit nur einen Teil einnimmt.

Viel Zeit kosten Verwaltungsaufgaben: Die Gemeinde betreibt mehrere Kindertagesstätten, das Pfarrhaus muss saniert werden und jeden Tag bekommt er E-Mails mit neuen Verordnungen, bei denen es um Steuern, Datenschutz oder andere weltliche Themen geht. „Das kann ich manchmal gar nicht alles lesen“, gibt er zu. Und betont, dass diese Arbeit nicht Teil der Ausbildung eines Priesters sei. Dazu sind im Zeitalter der Digitalisierung auch Geistliche beinahe immer per Mail und Handy erreichbar. „Manchmal komme ich erst um 23 Uhr dazu, eine Mail zu beantworten“, sagt Ulrich Hund.

Unterstützung leisten ehrenamtliche Helfer, ohne die das kirchliche Angebot sehr viel kleiner ausfallen würde. Aber auch um die muss sich der Pfarrer kümmern. Das passiert meist bei Abendterminen, wenn alle anderen frei haben. „Die meisten haben Verständnis, dass ich nicht überall sein und alle Kirchgänger persönlich kennen kann“, sagt Pfarrer Hund. Allerdings gebe auch schon einmal Kritik.

Die Rolle des Pfarrers auch mal verlassen

Ganz wichtig für die seelische Gesundheit sei der Austausch mit Freunden und Kollegen sowie Situationen, in denen er die Rolle verlassen und einmal er selbst sein könne. Auch er kennt Kollegen, die in eine Krise gekommen sind. „Da spielen dann meistens mehrere Faktoren eine Rolle.“
Diese Problematik ist auch der Überlinger Dekanin Regine Klusmann nicht fremd: „Bei jungen Kollegen, die Familie haben und dem Beruf Vollzeit gerecht werden müssen, ist das schwierig, das wird dann schnell zu viel.“ Sie hatte das Glück, sich die Familienzeit mit ihrem Mann, der auch Pfarrer ist, teilen zu können.

Seit sie vor 24 Jahren in dem Beruf anfing, hätte sich die gesamtgesellschaftliche Anerkennung des Amtes gewandelt. Dazu übten die zurückgehenden Mitliederzahlen Druck aus, auch wenn man persönlich keine Schuld trage.
„Der Anspruch, Kirche muss für alle da sein und entsprechend viele Angebote machen, wie eigene Gottesdienste für alle Gruppen und Altersklassen ist überfordernd.“
Sie selbst habe mühsam gelernt, sich trotz des Zeitdrucks Freiräume zu schaffen. Und beruft sich auf Martin Luther, der anscheinend gut um die Balance von Arbeit und Spiritualität wusste: „Heute habe ich viel zu tun, also muss ich viel beten!“

Theologieprofessor Jan Hermelink: "Pfarrer sind sieben Tage in der Woche und 24 Stunden im Dienst"

Jan Hermelink ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Göttingen. Im Interview spricht er über die Belastungen, denen Pfarrer ausgesetzt sind. Außerdem erklärt er, wie Geistliche erkennen, ob sie gefährdet sind, einen Burnout zu erleiden.
Herr Hermelink, haben Fälle, in denen Seelsorger unter Burnout leiden, in den vergangenen Jahren zugenommen?
Das ist keine neue Erscheinung. Der Prozess begann vor ein bis zwei Generationen, als man das Wort noch nicht dafür benutzte. Es ist schwer, Zahlen zu nennen und das Thema statistisch zu erfassen. Ob jemand früh in Rente geht oder länger erkrankt, weil er oder sie an Burnout leidet, ist schwer zu sagen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Es gibt unterschiedliche Aussagen dazu und keine validen Studien. Klar ist, die Geistlichen leiden unter einer großen Arbeitsbelastung, aber schon seit einer ganzen Weile.
Wie hoch ist die Arbeitsbelastung?
Pfarrer sind eigentlich sieben Tage in der Woche und 24 Stunden im Dienst. Es gibt Verabredungen, dass zum Beispiel der Montag ein freier Tag sein soll, aber das klappt nicht immer. Die Arbeit wird mühsamer, die Gemeinde größer und das Geld weniger. Aber das ist regional sehr unterschiedlich.
Warum kommt es in manchen Fällen zum Burnout?
Geistliche machen ihre Arbeit aus Berufung. Sie wollen so viel und brennen für die Sache. Wenn dann die Erfolge oder positiven Rückmeldungen ausbleiben, folgt die Erschöpfung der guten Energie. Da macht einer eine tolle Trauung und die Leute kommen trotzdem nicht wieder. Das frustriert. Eine hohe Arbeitsbelastung ohne positive Rückmeldung macht es in jedem Beruf schwer.
Woran können Geistliche erkennen, dass sie gefährdet sind?
Sie sollten sich fragen: Wo ist es gut, dass ich dafür brenne und wo will ich zu viel? Es geht auch um die Reduktion der eigenen Ansprüche. Das ist oft schwerer, als die Ansprüche von außen zu zügeln. Da spielen das Bild über die Aufgabe und die Tradition mit. Das ist ähnlich wie bei Ärzten oder auch Lehrern, die ihren Beruf mit einer hohen inneren Motivation ausüben.
Gibt es Auswege?
Unsere Aufgabe, also die der Ausbildung ist es, ein realistisches Berufsbild zu vermitteln und deutlich zu machen, wie wichtig ein kollegiales Netzwerk und der Austausch sind. Es ist wichtig, dass sie erfahren, keine Einzelkämpfer zu sein. Wechselseitige Ermutigung hilft in dieser Situation. Das Zölibat macht es für katholische Geistliche nicht einfacher, aber ob die Aufhebung und der Schritt Frauen in das Amt zu lassen, die Probleme lösen würden, ist fraglich.

Quelle: https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/bodenseekreis/Pfarrer-an-der-absoluten-Belastungsgrenze;art410936,9938814

Freitag, 26. Oktober 2018

Depression - Unterschiede zwischen Mann und Frau


Depression gilt noch immer als Frauenkrankheit. Dabei leiden genauso viele Männer an der psychischen Krankheit. Die Symptome sind bei Männern jedoch ganz anders als bei Frauen und auch die Suizidrate ist höher.

Depression bei Männern anders als bei Frauen

Männer und Frauen verhalten sich bei einer Depression vollkommen unterschiedlich, wie "Focus Online" berichtet. Während Frauen sich zurückziehen und selbst leiden, versuchen Männer ihre Gefühle zu verdrängen und lassen sie dann an anderen aus. Darunter müssen dann der Chef, die Frau, die Arbeit oder die Kinder leiden.
Das liegt daran, dass sich Männer oft nicht trauen, sich ihre Krankheit einzugestehen. Sie haben Angst, nicht mehr in die Gesellschaft hineinzupassen. Dieses Verdrängen setzt eine Abwärtsspirale in Gang, da dadurch immer neue Konflikte vorprogrammiert sind. Die vermeintlich typischen Anzeichen einer Depression wie Antriebslosigkeit und innere Leere treten nur bei Frauen auf, weshalb eine Depression beim Mann nur schwer diagnostizierbar ist.

Symptome der Männer-Depression

Genauso wie bei Frauen äußert sich die Krankheit bei Männern durch eine innere Anspannung. Diese Anspannung versuchen die betroffenen Männer durch eine gesteigerte Aktivität aufzulösen, wie "Focus Online" weiter schreibt. Sie haben das Gefühl, ständig etwas zu tun zu haben und entwickeln eine regelrechte Arbeitssucht. Selbst an freien Tagen gönnen sie sich keine Pause.
Durch die anhaltenden Konflikte kommen sich die Männer hilflos vor, was zu Wut und Aggression führt. Selbst ruhige Personen können durch die Depression zu unbeherrschten Menschen werden. Das kann in selbstzerstörerischem Verhalten münden. Viele der erkrankten Männer entwickeln eine extreme Risikobereitschaft und schaden sich selbst durch hohen Alkoholkonsum oder exzessives Rauchen.

Suizidgefahr höher als bei Frauen

Männer sind stärker selbstmordgefährdet als Frauen. Etwa zwei Drittel der Suizide in Deutschland werden von Männern begangen. Wie es bei dem Magazin weiter heißt, weisen die meisten von ihnen die Anzeichen einer Depression auf. Während Frauen oft versuchen sich umzubringen, um ihr Umfeld auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, scheint der Suizid für die Männer als einziger Ausweg aus ihrer Krise.

Betroffene Männer müssen sich professionelle Hilfe suchen

Männern tun sich oft schwer damit bei einer Depression Hilfe zu suchen. Diese ist jedoch lebensnotwendig. Nach Angaben des "Focus" wirkt bei Männern vor allem eine individualisierte Behandlung, bei der sie selbst auf die Lösung kommen müssen. Welche Methode am Ende die richtige ist, muss zusammen mit einem Psychologen erarbeitet werden. Hauptsache ist, dass sich die betroffenen Männer überhaupt zu einer Therapie entscheiden.

Quelle: https://wize.life/themen/gesundheit/86634/depression-maenner-zeigen-andere-symptome-als-frauen---woran-man-es-erkennt

Donnerstag, 25. Oktober 2018

10 Alarmsignale für Burnout


Wie erkenne ich, dass ich in ein Burnout schlittere? Diese Frage ist relativ schwer zu beantworten, da sich das sogenannte „Ausgebranntsein“ von Person zu Person ganz unterschiedlich äußern kann. Wir haben uns das Burnout-Syndrom genauer angesehen und 10 Punkte zusammengefasst, die darauf hindeuten können, dass man sich körperlich und psychisch in einem gefährlichen Ungleichgewicht befindet.

Was bedeutet „Burnout“?

In den 1970er Jahren wurde die Erkrankung erstmals durch den Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger thematisiert, der bei sich selbst und Kollegen Symptome der körperlichen und seelischen Erschöpfung und Überforderung durch zu viel Stress beobachtete. Die amerikanische Psychologin und Burnout-Expertin Christina Maslach definiert das Ausgebranntsein mithilfe von 3 Hauptkriterien: 1. Emotionale Erschöpfung 2. Depersonalisierung (Entfremdung von Gewohntem) und 3. eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Besonders erwähnenswert ist bei der Definition des Syndroms auch, dass es keineswegs nur im Berufsalltag auftreten kann – so können laut Experten auch Eltern, Studenten und sogar Schüler durch zu viel Druck ausbrennen. Grundsätzlich alamierend sind hierbei Gedanken wie „Ich kann nicht mehr“, „Wie soll ich das alles schaffen?“ oder „Das macht alles keinen Sinn mehr“ – unabhängig davon, ob es sich dabei um den Job, die Familie oder die Ausbildung handelt.
Laut Statistik trifft die Erkrankung besonders häufig Menschen, die sich durch starken Ehrgeiz und den Drang, alles außerordentlich gut machen zu müssen, auszeichnen. Eine 2017 durchgeführte Studie der Allianz-Versicherung zum Thema „Wie gestresst ist Österreich?“ zeigt, dass sich 39% der befragten Arbeitnehmer durch beruflichen Stress im Alltag eingeschränkt fühlen und quasi jeder 4. Österreicher auf ein Burnout zusteuert.

10 häufige Burnout-Symptome

1. Chronische Überbelastung
Das Gefühl, pausenlos unter (Leistungs-)Druck zu stehen und – selbst in entspanntem Kontext, wie mit Freunden oder abends Daheim am Sofa – nicht mehr zu Ruhe kommen zu können ist eines der ersten Anzeichen für ein sich anbahnendes Ausbrennen.
2. Der Gedanke „Ich muss“
Das zwanghafte Gefühl, sich beweisen zu müssen, quasi gar keine andere Wahl zu haben und dabei die eigenen Grenzen zu ignorieren, ist ein weiteres ernstzunehmendes Warn-Signal.
3. Vergessen oder Ignorieren der eigenen Bedürfnisse.
Wenn man die eigenen Bedürfnisse dauerhaft hinten anstellt und sich keine Zeit dafür nimmt, Körper und Seele etwas Gutes zu tun, sich zu entspannen, kurz gesagt, sich auch mal um sich selbst zu kümmern, kann dies der Anfang eines ernstzunehmenden psychischen Ungleichgewichts sein.
4. Der Gedanke „Ohne mich geht nichts“
Das Gefühl, dass im Job oder in der Familie ohne dich alles in die Brüche gehen würde und das Wohlbefinden aller Beteiligten von deiner Performance abhängig sind, ist ein Indiz dafür, dass man beginnt, sich selbst maßlos zu überfordern.
5. Konzentrationsprobleme
Wenn man plötzlich nicht mehr die Leistung bringen kann, die man von sich selbst gewohnt ist, einem Dinge, die man früher mit Links geschafft hat unglaublich schwer fallen und die Konzentrations- und Kreativitäts-Fähigkeit nachlassen ist es höchste Zeit, einen Gang herunterzuschalten.
6. Verdrängung von Problemen
Es wird alles zu viel, man beginnt, Fehler zu machen, das private und berufliche Leben leiden eindeutig unter der ständigen Überforderung – man ignoriert und verdrängt jene Warn-Signale aber einfach und erwischt sich immer wieder dabei, sich mit „schlimmeren Fällen“ zu vergleichen und den Dauerstress einfach herunterzuspielen? Höchste Zeit, zu reflektieren und den Tatsachen ins Auge zu blicken.
7. Rückzug
Menschen und Dinge, die einem immer wichtig waren, verlieren plötzlich an Bedeutung – der Stress-Faktor wird zum Lebensmittelpunkt und nimmt den ganzen Raum ein. Hierbei neigen Betroffene auch oft zu Ablenkung und Betäubung durch Rauschmittel und übermäßigem Konsum im Allgemeinen, um die Leere, die durch das Wegfallen von Hobbys und echter sozialer Interaktion entsteht, auszugleichen.
8. Depression, Angst und Panikattacken
Vollkommene Überforderung, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, „dass jetzt einfach gar nichts mehr geht“ sind bereits eindeutige Hilferufe von Körper und Seele, so schnell wie möglich etwas an dem Ist-Zustand zu ändern.
9. Körperliche Symptome
Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, ständige Müdigkeit oder immer häufigeres Krankwerden können ebenfalls auf eine psychische Überbelastung hinweisen.
10. Sinnlosigkeit
Das Gefühl, dass alles keinen Sinn mehr macht, die Frage, wozu man sich so bemüht und das Empfinden einer inneren Leere weisen darauf hin, dass man mit seinen Lebensumständen heillos überfordert ist.

Diagnose und Vorbeugung

Eine tatsächliche Diagnose eines Burnouts kann nur ein Psychologe oder ein in diesem Bereich ausgebildeter Hausarzt stellen. Sollten die oben erwähnten und ähnliche Symptome auf ihren Zustand zutreffen, ist es ratsam, einen Experten aufzusuchen. Erste Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen ist bei dieser, wie auch bei anderen psychischen Erkrankungen das A und O. Um dies zu bewerkstelligen, ist es wichtig, aufmerksam durchs Leben zu gehen, auf sich selbst und seine Bedürfnisse zu achten, sich genügend Auszeiten zu gönnen und die Signale seines Körpers ernstzunehmen.
 

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Immer mehr Schüler werden depressiv


Unser Bildungssystem krankt: Mehr und mehr wird jüngeren Schülern der Druck in Schule und Gesellschaft zu viel. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt eine Stress-Auswertung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse*.
Symptome wie Kopfschmerzen, Magendrücken und Darmstörungen kündigen Erschöpfungszustände wie Burn-out und Depressionen an: Rund 26 500 KKH-Versicherte im Alter von sechs bis 18 Jahren sind bundesweit betroffen. Hochgerechnet auf ganz Deutschland wären das 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche.

Leistungsdruck ist schuld

Leistungsdruck durch Schule, Eltern und eine dauerbeschleunigte Gesellschaft, digitale Reizüberflutung, Mobbing, soziale Netzwerke, Versagensängste: Viele Kinder kommen mit ihrem Leben nicht mehr klar, weil sie überfordert und verzweifelt sind.
▶︎ 2017 litten 8300 Sechs- bis 18-Jährige unter Anpassungsstörungen, also unter depressiven Reaktionen aufgrund körperlicher und seelischer Belastungen wie sie bei hohem Leistungsdruck und Mobbing entstehen. Die Symptome reichen vom Gedankenkarussell bis hin zu Frustration, Reizbarkeit und Mutlosigkeit.

▶︎ Den größten Anstieg mit 90 Prozent im Vergleich zu 2007 gab es bei den 13- bis 18-Jährigen. Der Stress nimmt also mit den Schuljahren und den Anforderungen zu.
▶︎ Von Angststörungen wie Panikattacken waren 3400 Schüler betroffen. Auch hier gab es bei den Älteren den größten Anstieg mit 76 Prozent.
▶︎ In der Altersgruppe der 13- bis 18-jährigen Schüler verzeichnete die KKH bei Depressionen von 2007 auf 2017 den größten Anstieg überhaupt – um fast 120 Prozent.

Quelle: https://www.bild.de/ratgeber/2018/ratgeber/leistungsdruck-burn-out-immer-mehr-schueler-depressiv-58009260.bild.html

Montag, 22. Oktober 2018

Deutschland - Land der Depressiven


Einer EU-Statistik zufolge erkrankt hierzulande jeder Zehnte an einer Depression. Auch die Fehlzeiten in Unternehmen mit dieser Ursache sind drastisch gestiegen. Doch die Interpretation der Gründe ist nicht einfach.

Auf den ersten Blick malen die Zahlen, die Eurostat, die Statistikbehörde der EU, in dieser Woche veröffentlicht hat, ein düsteres Bild von Deutschland. Sie besagen, dass etwa einer von zehn Deutschen in jüngster Zeit unter einer chronischen Depression gelitten hat. Die Quote ist demnach doppelt so hoch wie in Italien oder Tschechien, und fast viermal so hoch wie in Rumänien.
Wie, fragt man sich, kann das sein?
Die Unterschiede seien kulturell bedingt, sagen die EU-Statistiker. Nordeuropäer hielten meist ihren Gesundheitszustand für schlechter als Südeuropäer. Zudem seien sie vielleicht besser aufgeklärt, was bedeute, dass die Zahl unerkannter Erkrankungen nicht so groß sei.
Die Zahlen malen ein krasses Zerrbild, sagen dagegen die Experten in Deutschland. Wie sie es sehen, erzählen die Eurostat-Zahlen die Geschichte einiger hart errungener Erfolge im Kampf gegen eine Krankheit, die für die Betroffenen ein persönliches Drama ist und für die Gesellschaft wie auch für Unternehmen längst zu einem großen Problem geworden ist.

Depressionen führen oft zu Arbeitslosigkeit

Anders als die Eurostatzahlen gehen gut gesicherte Erhebungen für Deutschland davon aus, dass hierzulande sogar jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe des Lebens einmal an einer Depression erkrankt. Das bedeutet für sie eine um zehn Jahre verkürzte Lebenserwartung. Psychische Erkrankungen sind, nach Erkältungen, der häufigste Grund, warum Arbeitnehmer krankgeschrieben werden. In den vergangenen 18 Jahren hat sich die Zahl der Fehltage mit dieser Ursache fast verdoppelt.

Psychische Erkrankungen sind auch der Grund für fast jede zweite Frühverrentung in Deutschland. Depressionen führen dazu, dass Menschen arbeitslos werden und es oft lange bleiben. Das alles sind keine guten Nachrichten in einem Land, das seit Langem klagt, dass ihm in nahezu allen Wirtschaftszweigen dringend benötigte Fachkräfte fehlen.

Aber, so sagen es die Experten, in Deutschland können die Betroffenen inzwischen gute Hilfe bekommen, bessere als anderswo. Fälle wie der Suizid des früheren Fußballnationaltorwarts Robert Enke haben dazu geführt, dass Depression als das anerkannt wird, was sie ist: eine schwere Krankheit, die jeden treffen kann. Es gibt mehr Therapeuten als in anderen Ländern, und die gesetzliche Krankenversicherung finanziert die Behandlung. Es gibt Lohnfortzahlung und Krankengeldanspruch.

Stress ist selten der Auslöser für eine Depression

Auch Unternehmen verstehen allmählich, um was es geht. Aus den Daten der Krankenkassen geht jedenfalls hervor, dass sich im Gesundheitsmanagement der deutschen Wirtschaft einiges tut. Viele Firmen hätten erkannt, dass zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter mehr gehört als rückengerechte Stühle.
All das bedeutet, dass es in Deutschland sehr wahrscheinlich weniger unentdeckte Erkrankungen gibt, weniger Stigmata und mehr Therapieangebote als in vielen anderen Ländern in Europa. Das sei die Wahrheit hinter den Zahlen der EU-Statistiker. So sagen es Ärzte, Therapeuten, Wissenschaftler, die Krankenkassen. Ulrich Hegerl, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, etwa verweist auf Studien, die zeigten, „dass die Vorstellung, es würden heute mehr Menschen an Depressionen erkranken als früher – zum Beispiel wegen größerem Stress im Beruf, nicht stimmt“.
 
Früher sei die Krankheit nicht erkannt worden, also hätten die Menschen keine Hilfe bekommen. Dazu passt, dass die Zahl der Suizide, die auf Depressionen zurückzuführen ist, in den vergangenen Jahren offenbar abgenommen hat.

Die Grenzen zwischen Traurigkeit und Depression sind fließend

Dennoch gibt es einige hartnäckige Klischees. Zum Beispiel den Glauben, Arbeitslosigkeit sei der Grund für die Depression. Tatsächlich, so sagen Experten, sei es aber genau umgekehrt.

Zudem gibt es einige Unschärfen, die praktisch alle Statistiken durchziehen. Das gilt für die Eurostat-Daten wie für fast alle Erhebungen, die versuchen, die Verbreitung der Krankheit Depression zu vermessen. Die Grenzen zwischen lang anhaltender Traurigkeit, Burn-out und einer Depression sind mitunter fließend. Wer welche Diagnose bekommt, kann zum Beispiel davon abhängen, zu welchem Arzt oder Therapeuten er geht.
Die Techniker Krankenkasse beispielsweise sagt, dass jedes Jahr etwa einem von drei ihrer Versicherten eine psychische Störung diagnostiziert wird. Nicht alle müssten behandelt werden, nicht jeder ist arbeitsunfähig. Mal geht es um Menschen, die depressive Verstimmungen haben, die trauern, weil ihr Partner oder ein Angehöriger gestorben ist. Mal geht es aber auch um schwere Depressionen.

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article182415686/Depression-Darum-erkranken-so-viele-Deutsche-daran.html

Samstag, 20. Oktober 2018

Bore-out oder Burnout


Bore-out ist die Unterforderung und Burnout ist die Überforderung am Arbeitsplatz. Beides führt zu sehr ähnlichen Symptomen ist gesundheitsgefährdend. Da sind wir wieder beim Thema des Bloges Begeisterung für das was man macht, dies ist die Lösung.

Bore-out als Folge chronischer Langeweile im Beruf wird noch als Luxusproblem belächelt. Warum krankhafte Unterforderung ein echtes Problem der Arbeitswelt ist und wir sie nicht länger dulden dürfen.

Langeweile im Job – wo gibt’s denn so was, denken Sie vielleicht in diesem Moment. Weil Sie zu den chronisch überlasteten Menschen gehören, für die Nichtstun schier unvorstellbar ist. Dass es andere gibt, die täglich in ihrem Büro von gähnender Langeweile gequält sind, können Sie sich schwer vorstellen. Und falls doch, blicken Sie müde lächelnd auf sie herab und wünschten sich, deren Probleme zu haben.
Oder Sie haben auf diesen Artikel geklickt, weil auch Sie einer der vielen dauerhaft in ihrem Job Gelangweilten sind, diese Zeilen gerade heimlich an Ihrem Arbeitsplatz lesen und erleichtert sind zu erfahren, dass Ihr Problem alles andere als eine Randerscheinung ist. 31 Prozent der in der aktuellen Studie „Randstadt Employer Brand Research“ Befragten geben an, ihren Job aufgrund von Unterforderung wechseln zu wollen.
Auf meinem Karriereblog habe ich 2015 den Beitrag „Langeweile im Job: Was tun, wenn es nichts zu tun gibt?“ veröffentlicht. Monatlich hat der Text rund 5000 Leser – alle über Suchmaschinen. In den vielen Kommentaren berichten Betroffene, in welche gefühlt ausweglose Sackgasse sie sich manövriert haben und wie stark sie dieser Zustand belastet.

Langeweile im Job hat viele Ursachen

Es geht nicht um den einen Tag hin und wieder, an dem Sie zum Zeittotschlagen mit den Kollegen ausgedehnt plaudern, den Stapel Fachzeitschriften sichten und am Ende froh sind, nach zähen Stunden des Abhängens endlich Feierabend machen zu dürfen.

Es geht um dauerhafte Langeweile. Jeden Morgen sicher zu wissen, dass alle Aufgaben dieses Tages innerhalb von einer Stunde erledigt sein werden. Oder zu wissen, die nächsten acht Stunden und jeden neuen Tag mit eintönigen Routinetätigkeiten intellektuell unterfordert zu sein. Oder über Monate unbeschäftigt sehnsüchtig auf das zweimal im Jahr einsetzende Saisongeschäft zu warten.
Die Ursachen für Langeweile im Beruf sind vielfältig. Mit mangelnder Motivation, geringer Qualifikation oder Faulenzertum hat es selten zu tun. Ganz im Gegenteil, meist sind es Arbeitnehmer mit ursprünglich hoher intrinsischer Motivation, die einmal Dinge bewegen und Erfolge sehen wollten, jedoch in den hierfür falschen Positionen oder veränderungsstarren Organisationen stecken, die ihnen dies alles nicht erlauben.

Sicherheit und hohes Gehalt lassen Angestellte aushalten

Die meisten „Opfer“ von Langeweile im Job verdienen gut und befinden sich in einem Umfeld, das ihnen ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Im öffentlichen Dienst, in Non-Profit-Organisationen, in Konzernen mit starkem Kündigungsschutz nach langjähriger Betriebszugehörigkeit oder im kuscheligen Familienbetrieb.
Das gut bezahlte Nichtstun in Sicherheit gegen spannend Neues in Unsicherheit einzutauschen ist die gefährlich hohe Hürde, die Betroffene über Jahre aushalten lässt und krank machen kann.
Denn gefangen im Nichts wird es zur größten Sorge aufzufallen. Wer auf die Idee kommt, den Chef nach mehr Arbeit zu fragen, der hat bereits lange Langeweile ausgehalten. Zu machtvoll ist die Angst geworden, den Job los zu sein und vor dem echten Nichts zu stehen.

Bore-out ist belastender als Burn-out

Sie entwickeln stattdessen Vermeidungsstrategien, strecken Arbeit künstlich über Stunden oder platzieren ihren Bildschirm so, dass niemand ihr privates Surfen bemerkt. Ein schleichender Prozess, der immer stärker zum Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit führt.
Sie verlieren das Gefühl für ihre Stärken, fühlen sich unnütz und überflüssig. „Ich kann an meiner Situation nichts verändern!“, wird bereits nach kurzer Zeit chronischer Unterforderung zur selbst konstruierten Wahrheit.
 
Hinzu kommt, dass sie im Gegensatz zum durch Überforderung gestressten Jammerer von ihrem sozialen Umfeld nicht ernst genommen werden. Sie sprechen von einem „Luxusproblem“ und fragen mich, ob sie es sich überhaupt erlauben dürfen, unzufrieden zu sein. Schließlich sei ein Burn-out doch viel schlimmer.
Ein Irrtum, der in unserer Leistungsgesellschaft verankert ist. Es wird höchste Zeit, die identischen körperlichen Symptome von Burn-out und Bore-out mit mindestens gleichem Maß als Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz wahr und ernst zu nehmen.

Wir dürfen chronische Langeweile im Beruf nicht dulden

Wir können es uns nicht leisten, Stellen ohne Arbeit existieren zu lassen, nur weil sie geplant sind und auf den Status altgedienter Chefs einzahlen, die ihre Macht über Führungsspannen definieren. Dort, wo menschliche Arbeit durch Automatisierung oder Verlagerung entfällt, jedoch human auf Entlassungen verzichtet wird, wäre die Kündigung und Unterstützung im Neuorientierungsprozess für viele Arbeitnehmer die gesündere Lösung, anstatt sie auf ein stillgelegtes Abstellgleis und in die krank machende Langeweile zu befördern.
Wer in seinem Beruf unter Langeweile leidet, der darf als Chef des eigenen Lebens aktiv werden und seine Vorgesetzten in die Verantwortung nehmen. Aushalten ist auf Dauer keine gesunde Lösung. Wer zusehend für Nichtstun oder Unterforderung gut bezahlt wird, der sollte sich bewusst entscheiden, es wirklich als Luxus zu genießen oder aber den Job zu wechseln.

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/bilanz/article182341254/Bore-out-Mit-Langeweile-im-Job-ist-nicht-zu-spassen.html
 

Freitag, 19. Oktober 2018

Nova Meierhenrich: Depressionen dürfen uns nicht peinlich sein


Moderatorin Nova Meierhenrich spricht erstmals offen über Depressionen. Ihr Vater nahm sich das Leben – danach erkrankte auch ihre Seele.
Nova Meierhenrich (44) kennen die Zuschauer als sportlich-dynamische, immer fröhlich lächelnde Moderatorin und Schauspielerin. Ob aktuell als Society-Reporterin der VOX-Sendung "Prominent!" oder in einer ihrer zahlreichen Kino- und Fernsehrollen (z. B. "Einstein" auf Sat.1), die quirlige Blondine verbreitet immer gute Stimmung – und das schon seit ihren Anfangszeiten auf "Viva" und "Bravo TV". Doch jetzt hat sie über ein Thema ein Buch geschrieben, von dem nicht einmal ihre Freunde wussten: über ihre eigene Depression und die ihres ihres Vaters.
In "Wenn Liebe nicht reicht: Wie die Depression mir den Vater stahl" schildert Meierhenrich wie sich ihr Vater, der über 15 Jahre an Depressionen litt, April 2011 in Dänemark das Leben nahm. Und wie sie schon vor dem Suizid ihres Vaters in die Depression gerutscht ist. BILD der FRAU traf die Wahl-Hamburgerin zum Interview...

So begann die Depression bei Vater Meierhenrich

BILD der FRAU: Wie begann es bei Ihrem Vater?
Nova Meierhenrich: Ich war etwa 18, als unsere Firma in Konkurs ging und wir im Zuge dessen auch unser Haus verloren. In den Jahren danach veränderte mein Vater sich sehr, zog sich immer mehr zurück. Er wurde antriebsloser, lethargischer, schweigsamer. Wir dachten lange, das läge an den Umständen. Es hat Jahre gedauert, bis wir erkannten, dass er in eine Depression geraten war.
 
Wie wurde er behandelt?
Im Laufe der fast 18 Jahre Krankheit hat er vieles probiert. Medikamente, verschiedene Therapien: ambulant, stationär, Tagesklinik. Doch leider half alles nichts, er sah kein Licht mehr und entschied sich nach langem Leiden, von uns zu gehen.
Was hat seine Krankheit mit Ihnen gemacht?
Sie versetzt alle nahe stehenden Personen in einen Strudel aus Hilflosigkeit und Verzweiflung. Man kämpft gegen Windmühlen. Ich selbst war irgendwann in ständiger Alarmbereitschaft, habe mein Leben unbewusst danach ausgerichtet, wie es ihm ging. Typisch für eine Co- Depression, die mich dann auch eiskalt erwischte.
 

So gestaltete sich die Co-Depression bei Nova Meierhenrich

Woran haben Sie das erkannt?
Es ging mit Panikattacken los. Erst selten, dann immer häufiger und stärker. Über die Zeit wurden diese abgelöst von totaler Lethargie. Während ich im Beruf wie eine Eins weiter funktionierte, saß ich privat tagelang zu Hause, starrte die Wand an, log meine Freunde an, ich hätte keine Zeit für Treffen. Zum Glück hat das eine Freundin erkannt und mich zu einem Arzttermin überredet. Eine Gesprächstherapie hat mir geholfen. Heute erkenne ich Frühwarnzeichen und ich habe sehr gute Freunde als meinen Sicherheitsgurt eingebaut. Die haken nach, wenn ich mich zu lange zurückziehe.
Was wünschen Sie sich für den Umgang mit Depressionen?
Dass wir genauer hinschauen, auch wenn jemand vermeintlich fröhlich wirkt. Dass wir Hilfe anbieten. Wir brauchen unbedingt kürzere Wartezeiten für Therapieplätze, müssen über das Thema reden. Depressionen dürfen kein Tabu sein.
Lesetipp: "Wenn Liebe nicht reicht: Wie die Depression mir den Vater stahl", Nova Meierhenrich, Edel Books, 17,95 €.
 
 

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Immer mehr Ausfälle wegen Burnout


Berufsalltag Während es in 2012 noch 10,5 Millionen Fehltage waren, stieg die Zahl der Fehltage nach einer Messung in 2016 auf gar 16,9 Millionen.

Wer kennt es nicht? Der Chef kommt kurz vor Feierabend mit zusätzlicher Arbeit um die Ecke, die im Zweifel noch eine Deadline am selbigen Tag nach sich zieht. Sicherlich ist man hiervon gestresst und fühlt sich unter Druck gesetzt, aufgrund der Konsequenzen die bei einem Verpassen der Deadline blühen würden. Sofern sich solche Stress-Szenarien wiederholen und sich der Arbeitgeber auch nach dem Feierabend damit beschäfigt, so droht bereits das Vorstadium einer Burnout-Erkrankung.

Die Entwicklung von Burnout-Erkrankungen

Gerne als Trendkrankheit oder Humbug abgestempelt, sind die Fälle von Burnout in den Letzen Jahren nachweislich gestiegen. Ein Umstand der allerdings nur schwer messbar ist, da es keine vereinheitlichte Diagnose gibt die als Burnout bezeichnet wird gibt.

Auswertungen wurden aufgrund dessen mittels folgender Krankheitsbilder durchgeführt:
 
 
Schwere Anpassungs- und Belastungsstörung
- Störung neurotischer Art- Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Lebens
Besonders im Bereich der Belastungs- und Anpassungsstörungen wurde ein deutliches Zuwachs an Erkrankungen verzeichnet. Während es in 2012 noch 10,5 Millionen Fehltage waren, stieg die Zahl nach einer Messung in 2016 auf gar 16,9 Millionen
 

Was sind die Ursachen für eine Burnout Erkrankung?

In der heutigen Zeit muss vor allem im Bereich der Unternehmen alles schnell, am Besten sofort erledigt werden. Hierzu tragen einerseits Kunden bei, die Druck auf den Sachbearbeiter ausüben, andererseits liegen die Probleme auch in der Führung von Unternehmen.

Aufgrund von Sparmaßnahmen wird Personal abgebaut, während sich im gleichen Zug das Arbeitsaufkommen erhöht, da eine Umsatzsteigerung angestrebt wird. Die Konsequenz aus diesen beiden Maßnahmen ist die Verteilung der Mehrarbeit auf die vorhandenen Arbeitnehmer, die sich plötzlich noch zusätzlichem Stress ausgesetzt sehen.

Auch ein fehlender Tapetenwechsel in Verbindung mit immer der gleichen Tätigkeit innerhalb des Unternehmens kann zum Burnout führen. Nicht selten enden diese Szenarien für Arbeitnehmer mit einem Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik.

Wie kann dem Trend der Burnout Erkrankung entgegengewirkt werden?

In erster Linie sind hier die Unternehmen in der Pflicht Ihre Mitarbeiter eben vor solchen Belastungen bzw. Situationen zu bewahren. Hier muss Bewusstsein geschaffen werden, dass die Mitarbeiter nicht als Gebrauchsgegenstand zu verwenden sind.
In der Politik ist es bereits länger Thema mit entsprechenden Gesetzen den Arbeitnehmer besser zu schützen.
Zu guter Letzt liegt es auch in der Hand des Arbeitnehmers sich gegen die Belastungen zu wehren und die Zeichen von Burnouts zu erkennen bzw. es gar nicht so weit kommen zu lassen. In diesem Fall ist eine Beratung dringend zu empfehlen, bevor eine Behandlung von Nöten ist.

Fazit

Die Burnout-Erkrankung ist mehr denn je eine Gefahr in unserem Alltag. Unternehmer und Politiker sind gleichermaßen in der Pflicht Arbeitnehmer zu schützen und vor der Erkrankung zu bewahren. Auch der Arbeitnehmer sollte sich mit dem Thema und seinen Symptomen beschäftigen.
 
 

Mein Buch zum Thema








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Mittwoch, 17. Oktober 2018

Facebook zur Früherkennung von Depressionen


US-Psychologen haben in einer Studie entdeckt, dass eine bestimmte Sprache in Facebook-Posts ein Signal für eine Depressionserkrankung sein können. Im klinischen Bereich könnte dies als ergänzende Methode bei der Früherkennung eingesetzt werden, sagte einer der beteiligten Forscher im Dlf.

Vermissen, traurig sein, weinen; hassen, Schmerzen haben oder einsam sein: Auf Facebook und in anderen sozialen Medien teilen Menschen mitunter sehr persönliche Informationen über ihre Gefühlslage. Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat jetzt untersucht, ob man anhand der Sprache in Facebook-Posts eine später tatsächlich diagnostizierte Depression vorhersagen kann. Die Ergebnisse sind gerade im Fachblatt PNAS erschienen. Über die Studie habe ich heute vor der Sendung mit Johannes Eichstaedt gesprochen: Psychologe an der University of Pennsylvania. Und ich habe ihn zuerst gefragt, wie und wo die Teilnehmer für diese Studie gefunden wurden?
Johannes Eichstaedt: Ja, das war ein ziemliches Abenteuer. Da sind wir tatsächlich mit wissenschaftlichen Assistenten in die Notaufnahme in einem großen Krankenhaus in den USA und haben 11.000 Menschen ein iPad vor die Nase gehalten, und auf dem iPad hatten die Menschen dann die Möglichkeit, sowohl einzuwilligen, ihre Krankenakten zu teilen als auch sich in Facebook einzuloggen und uns Zugriff auf die Daten zu geben. Von diesen 11.000 Menschen, die wir da angesprochen haben, waren am Ende ungefähr 1.000 in der Lage … haben zugestimmt und waren in der Lage, sich an ihr Passwort zu erinnern und so weiter.

Untersuchung von Facebook-Posts und Krankenakten

Pyritz: Sie haben also dann zum einen die Krankenakten dieser Menschen, die Sie angesprochen haben, ausgewertet und geschaut, ob bei denen eine Depression diagnostiziert wurde, und zum anderen haben Sie untersucht, was die Studienteilnehmerinnern und -teilnehmer in der Zeit vor dieser Diagnose auf Facebook geschrieben haben. Wie genau sind Sie dabei vorgegangen?
Eichstaedt: Wir haben diese Sprache statistisch zerlegt, also wir haben geguckt, mit welcher Frequenz verwenden diese Menschen verschiedene Wörter. Dann haben wir da Methoden der Künstlichen Intelligenz verwendet, um auch noch den Sprachraum aufzubereiten in einer Art und Weise, dass der Computer das statistisch versteht. Dann haben wir diese statistische Darstellung der Sprache verglichen mit der Information, ob das jetzt ein Patient ist, der depressiv ist oder nicht, was wir von den Krankenakten wissen, und so hat der Computer dann gelernt oder haben diese Algorithmen dann gelernt, die Sprachfragmente zu erkennen, die Vorhersage erlauben, dass da eine Depression vorliegt.
Pyritz: Was war dann das Ergebnis, welchen Zusammenhang, welche Zusammenhänge zwischen psychischer Verfassung und Facebook-Posts konnten Sie feststellen?
Eichstaedt: An erster Stelle haben wir festgestellt, dass es tatsächlich in der Lage ist, durch diese Algorithmen vorherzusagen aufgrund der Sprache, die wir von Facebook haben, diese Sprachfragmente, ob sich eine Depression entwickeln wird oder nicht. Auf der anderen Seite ist es uns auch gelungen, Sprachfragmente zu identifizieren, die bestimmten Symptomen der Depression zuzuordnen sind, unter anderem eben, dass Menschen mehr negative, wie man auch vermuten würde, über negative Gefühle sprechen, dass sie sich alleine fühlen, dass sie sehr viel über körperliche Beschwerden reden und dass sie auch teilweise relativ feindselig sind. Das ist uns auch gelungen, das zu isolieren.
Pyritz: Welchen Zeitraum von Mitteilungen auf Facebook kann oder sollte man denn betrachten, um eine später folgende Depressionsdiagnose möglichst sicher vorhersagen zu können? Haben Sie da auch sozusagen längere Zeiträume auf Facebook?
Eichstaedt: Wir brauchen schon Daten von längeren Zeiträumen, allein weil wir eine gewisse Datendichte brauchen, um diese Vorhersagen zu erlauben, und wir haben auch mal im Detail geguckt, wie lange diese Zeitspannen sein sollten. Also ein halbes Jahr ungefähr brauchen wir. Bei den Patienten, die wir da in den USA hatten, brauchten wir ungefähr ein halbes Jahr Daten von Facebook-Sprache, von Facebook-Inhalten, um die Vorhersage zu erlauben. Grundsätzlich ist das so, je näher das Zeitfenster dieser sechs Monate der Facebook-Sprache an der Diagnose sind desto besser ist unsere Möglichkeit, das vorherzusagen.

Möglichkeiten für die klinische Anwendung

Pyritz: Könnte oder sollte diese Vorhersagemöglichkeit über Äußerungen in sozialen Medien denn Ihrer Ansicht, Ihrer Einschätzung nach tatsächlich medizinisch genutzt werden?
Eichstaedt: Ja, das ist eine komplizierte Frage, und da sind wir noch ganz am Anfang. Also da gibt es verschiedene Überlegungen. Auf der einen Seite im rein klinischen Bereich sind die Vorhersagegenauigkeiten dieser Technologien noch nicht gut genug, um alleine dafür zu taugen, diese Vorhersagen zu erlauben. Also wenn Sie das im klinischen Bereich anwenden würden, könnte man das im Grunde nur kombinieren mit anderen Screening-Methoden, zum Beispiel, indem man Fragebögen ausfüllt oder mit einem Psychologen redet. In dem Zusammenhang können diese Technologien dazu taugen, den Kreis einzugrenzen der Menschen, die man dann noch mal prüfen muss. Als alleinstehende Technologie sind da einfach die Genauigkeiten noch nicht hoch genug, um den normalen klinischen Standards zu genügen für eine gute Screening-Methode.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/studie-von-us-psychologen-facebook-posts-zur-frueherkennung.676.de.html?dram:article_id=430673

Dienstag, 16. Oktober 2018

Depression ist keine Schwäche


5,3 Millionen Deutsche erkranken jährlich an einer Depression. Sven Ganter ist einer von ihnen, bereits dreimal war der 35-Jährige in Behandlung. Mittlerweile kann er mit der Krankheit leben – weil er gelernt hat, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.

Es ist ein ganz normaler Morgen. Sven Ganter hat sich von seiner Frau verabschiedet und wartet auf den Bus, der ihn zur Arbeit bringen soll. „Aber auf einmal habe ich angefangen zu heulen. Da wusste ich: Jetzt ist es wieder soweit.“ Es ist das zweite Mal, dass die Depression zuschlägt, das erste Mal wird er während seines Studiums in Marburg krank. Depressionen treten häufig in Episoden auf, zwischen Ganters erster und zweiter Depression liegen acht Jahre.
So richtig erklären, was mit ihm los ist, kann er damals noch nicht. „Jeder denkt bei Depression an Traurigkeit, aber es ist keine Trauer. Es ist eine Art Schwere. Man kann sich nicht konzentrieren, ist unfähig, auch nur Kleinigkeiten zu entscheiden.“ Welche Hose, welches Mittagessen, jede Wahl wird zum absoluten Kraftakt.

Die Gedanken kreisen

Dafür kreisen die Gedanken, Ganter grübelt beim Einschlafen und beim Aufwachen, bekommt Angst, dass auffliegt, dass er im Beruf ein Versager ist – obwohl er in dieser Zeit sogar befördert wird. „Das klingt jetzt total bekloppt, aber in so einer Phase werden diese Gedanken immer realer. Die Wahrnehmung verschiebt sich.“
„Typische Symptome“, sagt Christine Reif-Leonhard, Ärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie am Uniklinikum und Koordinatorin des Frankfurter Bündnisses gegen Depression. Das Gemeine an dieser Krankheit: Unbeteiligte glauben oft, dass es reichen würde, „sich mal zusammenzureißen“.

Doch Depression ist nicht einfach nur eine Schwäche, sondern eine Krankheit. „Sie entsteht, wenn genetische Veranlagung und belastende Faktoren zusammenkommen“, sagt Reif-Leonhard. Also ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn und traumatische Erfahrungen. Und sie wird schlimmer, je länger man sie nicht behandelt.
Doch Ganter findet keinen geeigneten Therapeuten, verkriecht sich im Bett. Irgendwann hat er keine Kraft mehr, überhaupt noch etwas zu tun. Seine Frau überzeugt ihn, sich Medikamente verschreiben zu lassen. Rund 20 verschiedene gibt es gegen Depression. „Weder verändern sie die Persönlichkeit noch sind sie Happy Pills“, sagt Reif-Leonhard. Stattdessen kappen sie die Stimmungsspitzen – nach unten und nach oben. „Wenn man schwer krank ist, ist man nicht in der Lage, Lösungsideen umzusetzen. Medikamente können die Grundlage für eine Therapie schaffen.“ Als die Medikamente wirken, beginnt Ganter mit einer tiefenpsychologischen Therapie. In 50 Sitzungen arbeitet er seine Kindheit auf und analysiert, welche Auswirkungen sie auf sein heutiges Leben hat. „Ich habe viel über mich gelernt, das war sehr spannend.“ Danach geht es Ganter besser, zwei Jahre hat er Ruhe.
Bis kurz hintereinander seine beiden Eltern und seine Frau krank werden. Die Eltern leben in Ostfriesland, seine Frau mit ihm in Frankfurt, er kümmert sich, arbeitet nebenher weiter in der Unternehmenskommunikation einer großen Bank. „Ich habe mich nicht mehr wochenlang im Bett verkrochen, aber ich war sehr erschöpft. Ich hatte nicht mehr die Kraft auch noch mich selbst rauszuziehen.“

Das Ziel: auf sich achten

Dieses Mal entscheidet sich Ganter für eine Verhaltenstherapie, bei der nicht die Vergangenheit, sondern Gegenwart und Zukunft im Fokus stehen. „Ich habe gelernt, mehr auf mich zu achten, meine Alarmsignale besser zu verstehen“, sagt er. Früher habe er sich immer um alles gekümmert, Eltern, Familie, Freunde, „nur nicht um mich selbst“. Mittlerweile versuche er, Dinge bewusster zu tun: „die Tasse Kaffee nicht reinstürzen sondern genießen, bei der Arbeit auch mal ,nein‘ sagen und um fünf gehen, wenn ich merke, dass ich das brauche“. Sein Chef habe ihm seine Unterstützung zugesagt. „Er ist ein feiner Typ.“
Ganter hat auch gelernt, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Wenn er merkt – oder seine Frau ihm sagt – dass er sich von der Welt zurückzieht, steuert er gegen: Er meditiert, macht regelmäßig Ausdauersport oder trifft sich ganz bewusst mit Freunden. „Es ist mittlerweile bewiesen, dass die Methoden der Verhaltenstherapie bei Depression gut helfen“, sagt Ärztin Reif-Leonhard. „Viele Therapien verlaufen positiv.“
Sven Ganter nickt. „Ich muss akzeptieren: Wir zwei gehören jetzt zusammen. Es ist ein ständiger Kampf, aber wenn man von seinem Umfeld Unterstützung bekommt, kann man gut damit leben.“

Quelle: http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Depression-ist-keine-Schwaeche;art675,3136306

Erwecke den Riesen in Dir!
Mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe!

 

Ausgebrannt, müde und kaputt - kennst Du dieses Gefühl?

Irgendwie ausgebrannt, müde und kaputt kommst Du am Abend von der Arbeit nach Hause. Du machst Dir was zu essen, lässt Dich auf Dein Sofa fallen, machst den Fernseher an und bist trotz des gemütlichen Tagesabschlusses – oder gerade deswegen- unzufrieden. - Kennst Du dieses Gefühl?

Der Tag ist wieder einmal nicht so ganz gelaufen, wie Du es Dir vorgestellt hast, Deine Arbeit füllt Dich nicht mehr richtig aus oder macht Dir keinen Spaß?

Von Deinem Chef wirst Du nur wenig beachtet, dabei wartest Du seit Monaten auf eine Gehaltserhöhung? Und zusätzlich zu alledem zieht Dich auch noch das schmuddelige Winterwetter jeden Tag ein bisschen weiter runter?

„Höchste Zeit, dass der Sommer kommt“

„Höchste Zeit, dass der Sommer kommt“ denkst Du dir, doch auch im Sommer wartest Du lange vergeblich auf eine Gehaltserhöhung?

Fragst Du Dich manchmal, wieso es bei den Anderen „läuft“, nur bei Dir noch nicht so richtig? Wieso die Anderen sich vielleicht so toll präsentieren und verkaufen können, nur Du nicht? Fragst Du Dich, wieso die Anderen so eine großartige Ausstrahlung haben, oder wieso die Anderen sportlich, musikalisch, redebegabt, charismatisch, energiegeladen, motiviert, optimistisch, modisch, kontaktfreudig, zielsicher und wohlhabend sind, nur DU nicht?

Dann stelle ich Dir JETZT die alles entscheidende Frage:

Reicht es Dir nicht langsam, dass Du Dir solche Fragen stellst?

Findest Du nicht auch, dass es Zeit wird, dass sich Andere so etwas fragen, wenn sie DICH sehen?

Stelle Dir einmal vor, wie es wäre, wenn Du Dich toll präsentieren und verkaufen könntest, wenn Du sportlich, musikalisch, redebegabt, charismatisch, energiegeladen, motiviert, optimistisch, modisch, kontaktfreudig, zielsicher und wohlhabend sein könntest und wenn Du eine Ausstrahlung hättest, die das andere Geschlecht magisch anziehen würde – und das an jedem Tag im Jahr - 24 Stunden lang!

Stelle Dir einmal vor, wie es wäre, wenn Dich keine Selbstzweifel mehr klein halten würden! Stelle Dir vor, wie es sich anfühlen wird, wenn Du Dich aus den Fesseln und Ketten, die Du Dir vielleicht selbst in Deinem Kopf durch tagtägliche, schlechte und negative Gedanken auferlegt hast, befreien könntest, wenn Du die Person sein könntest, die ganz tief in Dir verborgen ist und seit Jahren darauf wartet, endlich entfesselt zu werden!

Entfessele den Riesen in Dir!

Kurz gesagt: Stelle Dir einmal vor, wie großartig und fantastisch es sich anfühlen wird, wenn Du den Riesen in dir erwecken würdest, wenn Du endlich DU SELBST sein könntest!

Wenn Dich das, was im Außen um Dich herum passiert, nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen kann, wenn Deine Wurzeln fest verankert sind und Du unerschütterlich Deine Ziele verfolgen kannst, mit dem Glauben an Dich und der Liebe zu Dir selbst.

Willst Du, anstatt weiter Fragen zu stellen, endlich Ausrufezeichen setzen?

Willst Du Deine innere Stärke und die vollkommene Schönheit Deiner Person endlich ganz entfalten? Bist Du bereit, für einen neuen, kraftvollen und energiegeladenen Lebensabschnitt und ein neues, intensiveres und strahlend helles SelbstBEWUSSTSEIN?

Dann ist es jetzt an der Zeit, den ersten Schritt zu machen!

„Erwecke den Riesen in Dir! – Mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe“ ist ein hochgelobter Online-Workshop von Basisimpuls, der bereits das Leben vieler tausend Teilnehmer für immer verbessert hat.

Nach diesem Workshop bist Du eine andere Person!

Hier geht es zu allen wichtigen Informationen zu diesem einzigartigen Online-Erlebnis-Workshop:


 

Sei es Dir selbst Wert und lass Dich führen auf dem Weg in diesen neuen Lebensabschnitt, voller Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstliebe. Noch nie zuvor war es so einfach, sein Leben massiv zu verbessern.

Ergreife die Chance, uns sichere Dir *JETZT* einen der begehrten Plätze.

www.joachimrieger.basis-impuls.de/riese

 


Wir wünschen Dir alles Gute und viele „magische“ Momente in Deinem Leben!

Level up YOUR Life!

Dein Team von Basisimpuls
www.joachimrieger.basis-impuls.de

P.S. Das sagen Teilnehmer

Erfahrungsbericht

>> Es war einfach Super!

Der Riese wirkt fast wie ein Wunder in mir!

Mein Selbstvertrauen und mein Selbstbewußtsein sind gigantisch gewachsen.

Ich traue mich Dinge zu tun, wovon ich immer nur geträumt habe. Alles geht viel leichter im Alltag.

Herzliche Grüße und vielen Dank

von Gertraud Engl, Dornbirn (Österreich)

Viele weitere Teilnehmerstimmen findest Du unter:
www.joachimrieger.basis-impuls.de/riese

Samstag, 13. Oktober 2018

Krank durch Selbstoptimierung


Exzessive Selbstoptimierung! Habe den Begriff heute zum ersten Mal gehört und muss sagen: Da hat sich jemand Gedanken gemacht zum Thema. Dieser Begriff bringt das Thema Burnout / Depression unglaublich treffend auf den Punkt. An sich selbst arbeiten ist gut, aber die Grenz was gut und gesund ist wird sehr häufig überschritten:

Schöner, gesünder und glücklicher: Für viele Menschen ist Selbstoptimierung zum Lebensinhalt geworden. Doch das permanente Streben nach Perfektion kann krank machen. Von Kristina Bräutigam
Professor Ulrich Stangier, Leiter des Instituts für Psychologie der Uni Frankfurt, spricht im EXTRA TIPP über die Gefahren des Selbstoptimierungswahns.
 
Wenn jemand morgens meditiert, regelmäßig fastet, nur Kleidung aus Bio-Baumwolle trägt und seinen Schlaf via App überwacht: Ist das lobenswert oder krank?
 
Wenn jemand die Chance ergreift, an sich zu arbeiten, beispielsweise abnimmt, um gesünder oder attraktiver zu sein, ist das etwas Gutes. Der Antrieb, Ziele zu erreichen, ist ein Grundmerkmal des Menschen. Ein anderer Antrieb ist das Bedürfnis nach Selbstwert. Unter Selbstoptimierung versteht man die übertriebene oder exzessive Form der Übung beziehungsweise des Trainings, um den Wert des Selbst zu steigern. Die eigene Person wird zum Objekt, das verändert werden muss, um ihm den maximalen Wert zu verleihen.
 
Besonders beim Essen kennt der Selbstoptimierungswahn keine Grenzen. Wie erklären Sie sich, dass immer mehr Menschen strikt vegan essen, Kohlenhydrate meiden oder sogar nur noch rohes Gemüse verzehren?
Essen ist eine Verhaltensgewohnheit, die sich relativ leicht beeinflussen lässt, deshalb werden hier Motive am deutlichsten. Zwanghaft werden Essgewohnheiten, wenn die Betroffenen in rigider Weise überzogene Vorstellungen umsetzen, beispielsweise glauben, dass schon geringe Mengen bestimmter Nahrungsmittel krank machen. Allerdings ist vegane Esskultur nicht per se zwanghaft, schließlich kann man sich auch aus einem Gesundheitsbewusstsein, aus weltanschaulichen oder politischen Gründen vegan ernähren.
 
Die Buchhandlungen sind voll mit Ratgebern, die erklären, wie man glücklicher wird. Woher kommt dieser Wunsch, sich selbst zu optimieren?
Viele Jahre hatte die Selbsthilfeliteratur als Ziele Fitness, Gesundheit, Schönheit, Leistungsfähigkeit und Effizienz. Heute sind andere Werte wichtig. Es geht plötzlich um Entspannung, Selbstbestimmung und Glück, also humanistische Ideale. Ein wesentliches Merkmal der Selbstoptimierung ist allerdings der Egozentrismus: Das Individuum wird völlig in den Vordergrund gestellt.
Aber ist es denn nicht erstrebenswert, die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen?
Man muss unterscheiden zwischen einem gesunden Narzissmus, also die Zuneigung zur eigenen Person, und einem pathologischen Narzissmus. Diese narzisstische Betonung der eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten, Leistungen und des Aussehens nimmt zu. Eine entscheidende Rolle spielen die sozialen Medien. Beliebt zu sein ist das oberste Ziel, die Zahl der Freunde und Likes auf Facebook oder Instagram bestimmen den Wert. Bestes Beispiel sind die Influencer. Diese Menschen stellen ihr vermeintlich perfektes Leben zur Schau, um Follower zu bekommen und Geld zu verdienen.
 
Gibt es Menschen, die besonders anfällig ist, in die Selbstoptimierungsfalle zu tappen?
Selbstoptimierung ist häufig ein Versuch, einen vermeintlichen Mangel an Selbstwert durch besondere Leistung zu kompensieren. Insofern kann ein mangelndes Selbstwertgefühl die Anfälligkeit für Selbstoptimierungstendenzen erhöhen. Das gilt gleichermaßen für das Selbstwertgefühl von Personen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die an sich den Anspruch erheben, etwas Besonderes zu sein. Aber auch Perfektionisten tendieren oft dazu, ihre hohen Standards durch ein hohes Engagement zu verwirklichen. Oft ist der Auslöser ein belastendes Lebensereignis, das die gewohnten Abläufe verändert, beispielsweise eine Trennung oder Kündigung. Diese Ereignisse bedrohen das Selbstwertgefühl. Die Selbstoptimierung ist ein Versuch, diese innere Bedrohung abzuwehren.
Welche Auswirkungen hat es, wenn die Eltern Selbstoptimierung vorleben, den Kindern beispielsweise einen bestimmten Ernährungsstil vorschreiben?
Rigide Regeln enthalten für Kinder häufig implizit die Botschaft, dass negative Konsequenzen eintreten, wenn man sich nicht daran hält. So können Kinder Krankheitsängste entwickeln, wenn die Eltern bestimmte Ernährungsweisen und das Thema Gesundheit überbewerten. Die Werte und Motivationen von Kindern werden oft durch Perfektionismus in der Familie nachhaltig geprägt, egal ob es um Aussehen, Gesundheit, Leistung oder soziale Normen geht. Lehnt sich das Kind in der Pubertät nicht auf, prägt dies die weitere psychische Entwicklung.
Am Institut für Psychologie der Uni Frankfurt behandeln Sie Patienten, die Selbstoptimierung unglücklich gemacht hat. Welche Folgen hat das grenzenlose Streben nach Verbesserung für die Betroffenen?
 
Die Betroffenen leben nicht mehr im Augenblick, sie verlieren die Fähigkeit, zu genießen und loszulassen, sei es beim Essen, bei Sexualität oder der Freizeitgestaltung. Der gesamte Alltag ist sehr einseitig und wird von der Angst beherrscht, an den eigenen Zielen zu scheitern. Die Betroffenen ziehen sich aus sozialen Kontakten zurück oder meiden Situationen, weil sie nicht mehr flexibel auf andere Menschen eingehen können. Spätestens wenn jemand psychisch oder sozial stark eingeschränkt ist, zum Beispiel den Beruf aufgibt, ist die Grenze zur Entwicklung einer psychischen Störung überschritten. Exzessive Selbstoptimierung führt immer in eine Sackgasse, die Depression.
Merken die Betroffenen, dass sie Hilfe brauchen?
Die Folgen von exzessiver Selbstoptimierung können gravierend sein, ohne dass der Betroffene den Zusammenhang sieht oder einen Leidensdruck äußern. Denn der Lebensstil wird meist weiterhin als positiv bewertet.
Wie gelingt der Weg raus aus der Selbstoptimierungsfalle?
Ein wichtiger Schutz ist die Einsicht, dass es schädlich ist, den Wert der eigenen Person von dem Erreichen von Zielen abhängig zu machen. Natürlich sind Attraktivität, Leistung, Gesundheit erstrebenswert. Aber Glück abhängig zu machen vom Erreichen eines Ziels, macht unglücklich. Unglücklichsein, Leiden und Schmerz als Begleiter des Lebens zu akzeptieren, ist ein wichtiger Schritt, auch die positiven Seiten des Lebens zu erfahren.
 
Quelle: https://www.extratipp.com/hessen/exzessive-selbstoptimierung-fuehrt-immer-depression-10315268.html