Samstag, 29. September 2018

Depressionen im Alter


Die Depression zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter. Trotzdem bleibt sie gerade bei älteren Menschen oft unerkannt. Die Folgen können gravierend sein – nicht zuletzt, weil das Suizidrisiko im Alter besonders hoch ist.

Wenn Oma oder Opa sich kaum noch zu einer Aktivität aufraffen kann und für nichts mehr zu begeistern ist, liegt für junge Menschen ein Gedanke nahe: Das ist im Alter einfach so.
Dass diese Annahme ein Irrtum ist, beweisen zahlreiche Gegenbeispiele. Viele Senioren sind aktiv, gesellig und lebenslustig, selbst, wenn sie körperlich eingeschränkt sind.
Älterwerden bedeutet also nicht zwangsläufig, an Lebensfreude zu verlieren. Unabhängig vom Alter sollte man Beschwerden wie Freudlosigkeit, Interessenverlust oder Rückzug immer auf den Grund gehen. Denn nicht selten steckt eine Depression dahinter.

Warum wird eine Altersdepression oft nicht erkannt?

Ob alt oder jung: Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen
  • eine gedrückte Stimmung,
  • Freud- und Interesselosigkeit sowie
  • Antriebslosigkeit und rasche Ermüdbarkeit.
Es gibt zahlreiche weitere Beschwerden, mit denen sich eine Depression bemerkbar machen kann. Dazu gehören zum Beispiel Konzentrationsprobleme oder körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit oder Verstopfung.
Obwohl diese Symptome sowohl bei jungen als auch bei älteren Erwachsenen auftreten, wird die Altersdepression oft verkannt. Bis der Arzt die richtige Diagnose stellt, vergeht meist viel Zeit. Die Gründe sind vielfältig:
  • Körperliche Anzeichen der Depression treten in den Vordergrund. Viele Senioren spüren körperliche Symptome der Depression besonders stark. Sie glauben allerdings meist, dass es sich um "normale" Alterserscheinungen handelt. Die klassischen Depressionssymptome wie etwa eine gedrückte Stimmung sind ihnen hingegen kaum bewusst. Möglicherweise suchen sie ihren Arzt dann zunächst wegen ihrer Schlafstörungen oder wegen Verdauungsproblemen auf, sodass es für ihn kaum Anzeichen für eine Depression gibt.
  • Bestehende körperliche Beschwerden werden verstärkt. Depressive nehmen bestehende Sorgen und Beschwerden oft besonders stark wahr. Zum Beispiel wird ein eigentlich harmloser Beziehungskonflikt in der Depression plötzlich zum unlösbaren Problem. Bei älteren Menschen sind es häufig körperliche Beschwerden, die ihnen wie unter einer Lupe vergrößert erscheinen. Die jahrelangen Rückenbeschwerden werden intensiver oder die Gelenkschmerzen sind auf einmal unerträglich. In diesem Fall hat der Arzt nur wenige Anhaltspunkte dafür, dass eine Depression die Beschwerden verstärkt haben könnte.
  • Die Depression wird mit einer Demenz verwechselt. Eine Depression geht nicht selten mit Konzentrationsstörungen und Gedächtnisproblemen einher – Symptome, die bei Älteren schnell an eine beginnende Demenz denken lassen. So befürchten die Betroffenen vielleicht, an Alzheimer erkrankt zu sein, und gehen aus Angst vor der Diagnose nicht zum Arzt. Auch können Gedächtnisprobleme so im Vordergrund stehen, dass der Arzt weitere Anzeichen für eine Depression nicht bemerkt. Übrigens: Bei demenzähnlichen Beschwerden im Rahmen einer Depression sprechen Ärzte von einer Pseudodemenz.
  • Nahestehende Personen unterschätzen die Beschwerden. Sie denken beispielsweise, dass die Symptome Teil des natürlichen Alterungsprozesses sind, und messen ihnen keine Bedeutung bei. Vor allem, wenn Senioren auf Betreuung angewiesen sind und z.B. nicht selbstständig den Arzt aufsuchen, bleiben sie dann oft unbehandelt.
  • Es fehlt an Unterstützung. Bei einer Depression fällt alles schwerer: das morgendliche Aufstehen, die Dusche und eben auch der Gang zum Arzt. Viele Ältere haben nur wenige soziale Kontakte und sind weitgehend auf sich allein gestellt.

Depression oder Demenz? Ausführliche Diagnose besonders wichtig

Wichtig ist, dass sich der Arzt, Angehörige und eventuell die ältere Person selbst darüber im Klaren sind, dass hinter manchen körperlichen Beschwerden oder geistigen Beeinträchtigungen eine Altersdepression stecken kann.
Umgekehrt gilt, dass manche Depressionen eine körperliche Ursache haben. Zum Beispiel kann eine Schilddrüsenunterfunktion mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsschwäche verbunden sein. Bestimmte Medikamente können ebenfalls zu depressiven Symptomen führen. Eine gründliche körperliche Untersuchung ist daher unabdingbar.

Risiko Suizid: Vor allem ältere Männer betroffen

Ältere Menschen haben ein höheres Suizidrisiko. Vor allem Männer über 65 Jahren nehmen sich im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich häufig das Leben. In den meisten Fällen sind Suizidgedanken und -versuche auf eine Depression zurückzuführen.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Faktoren, die eine Altersdepression gefährlich machen. Depressive Senioren ziehen sich oft so sehr zurück, dass sie immer weniger mobil sind. Manche werden daraufhin sogar bettlägerig. Zudem kann es vorkommen, dass sich nicht mehr ausreichend essen und trinken.
(Nicht nur) bei älteren Patienten gilt daher: Je früher die Depression erkannt und behandelt wird, desto besser.

Wie behandelt man eine Altersdepression?

Zur Behandlung einer Depression haben sich insbesondere zwei Ansätze bewährt, die miteinander kombiniert werden können:
Bei älteren Patienten muss der Arzt besondere Vorsicht walten lassen, wenn er ein Antidepressivum verschreibt: Zum einen hat diese Altersgruppe eher mit Nebenwirkungen von Antidepressiva zu kämpfen als jüngere. Zum anderen nehmen viele Ältere bereits aufgrund anderer Erkrankungen Medikamente ein, was zu Wechselwirkungen führen kann.

Mit einer geeigneten Therapie klingt eine Depression meist schneller ab oder kann deutlich gelindert werden. Spaß, Lebensfreude und Antrieb kehren langsam wieder – das ist in jedem Alter möglich!

Quelle: https://www.onmeda.de/magazin/altersdepression.html

Die Schilddrüse als Ursache für Depressionen


Für viele nicht bekannt ist die Tatsache, dass die Schilddrüse eine ganze Reihe von psychischen Krankheiten verursachen kann. Also immer - bei entsprechenden Symptomen - zuerst die Schilddrüse abklären lassen, zum Artikel:

Depressionen und Angstzustände zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Störungen. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2016 mehr als 260.000 depressive Patienten sowie Angst-Patienten stationär in Kliniken behandelt. Meist erhalten die Betroffenen eine Psychotherapie sowie angstlösende Medikamente oder Antidepressiva. In einer Studie von 2018 jedoch zeigte sich, dass Depressionen und Angstzustände auch von einer kranken Schilddrüse verursacht sein könnten – was leider häufig übersehen wird.

Zusammenhang zwischen Depressionen, Ängsten und der Schilddrüse entdeckt

Viele Menschen leiden an Depressionen und Angstzuständen – und auch chronische Schilddrüsenbeschwerden sind auf dem Vormarsch, insbesondere die chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung betreffen soll.
Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Uniklinik Bonn entdeckten nun gemeinsam mit Dr. Teja Wolfgang Grömer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Bamberg einen deutlichen Zusammenhang beider Problematiken.

Bei Depressionen und Angstzuständen ist oft die Schilddrüse krank

„Seit vielen Jahren werde ich von Hunderten von Patienten aufgesucht, die an Depressionen und Angstzuständen leiden“, erklärt Dr. Grömer.
„Ende 2015 dann entdeckte ich einen deutlichen Zusammenhang zwischen der autoimmunen Thyreoiditis und Depressionen bzw. Angstzuständen. Besonders auffällig war der Zusammenhang bei Personen, die an Depressionen und Angstzuständen gleichermassen litten. Ich stellte fest, dass mehr als die Hälfte aller Patienten mit Depressionen und Angstzuständen auch erhöhte Antikörperwerte aufwies, ein Hinweis für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Ich entschied, die Angelegenheit intensiver zu erforschen.“

40 Prozent aller Depressiven hat eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung

In der entsprechenden Metastudie werteten die Forscher 21 unabhängige Studien aus, die insgesamt an über 36.174 Teilnehmern durchgeführt wurden. 35.168 davon litten an Depressionen, 34.094 an Angstzuständen.
Es zeigte sich nun, dass Patienten mit einer autoimmunen Thyreoiditis (AIT) 3,5-mal häufiger an einer Depression litten und 2,3-mal häufiger an Angstzuständen als Patienten, die keine Schilddrüsenentzündung hatten. Das bedeutet, dass 40 Prozent aller Depressiven und 30 Prozent aller Patienten mit Angstzuständen gleichzeitig AIT-Patienten waren.
Erkennt ein Arzt diesen Zusammenhang, kann er ganz anders therapieren. Im Vordergrund steht dann die Schilddrüsenerkrankung und nicht mehr unbedingt die Depression oder die Ängste. Denn sobald die Thyreoiditis unter Kontrolle ist, gehen natürlich auch die psychischen Beschwerden zurück.

Bei Depressionen und Angstzuständen unbedingt die Schilddrüse untersuchen!

Dr. Grömer rät dazu, alle Patienten, die an Depressionen und Angstzuständen leiden, unbedingt auf AIT zu untersuchen. Die meisten Patienten – so Dr. Grömer – fühlen sich sehr erleichtert, sobald sie erfahren, dass ihre Symptome auf einer Schilddrüsenerkrankung beruhen. Denn nicht selten hören Betroffene, dass es keine Erklärung für ihre Ängste und depressiven Beschwerden gäbe.

Hashimoto-Thyreoiditis: Die autoimmune Schilddrüsenentzündung

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis ist die Schilddrüse chronisch entzündet. Im Verlauf der Erkrankung kommt es immer wieder zu Unterfunktions- aber auch zu Überfunktionssymptomen. Dazu gehören auch innere Unruhe, Anspannung und Erschöpfung. Meist erkranken Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Männer sind deutlich seltener betroffen.
Da die Erkrankung oft mit dem Beginn der Wechseljahre zusammentrifft und keinerlei Schmerzen verursacht, werden die Symptome gerne als typische Probleme des Klimakteriums gedeutet. Die für eine autoimmune Schilddrüsenentzündung typischen Blutwerte werden überdies bei Routineuntersuchungen nicht überprüft. Infolgedessen werden viele Patienten einfach nur mit Antidepressiva oder angstlösenden Medikamenten ruhig gestellt, während ihre Schilddrüsenerkrankung unerkannt bleibt.
Sollten Sie daher an Depressionen und/oder Angstzuständen leiden und Ihr Arzt nicht an eine Hashimoto-Thyreoiditis denken, erinnern Sie ihn daran!

Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/news/depressionen-und-angst-durch-schilddruesenerkrankung-180904093.html