Freitag, 19. Oktober 2018

Nova Meierhenrich: Depressionen dürfen uns nicht peinlich sein


Moderatorin Nova Meierhenrich spricht erstmals offen über Depressionen. Ihr Vater nahm sich das Leben – danach erkrankte auch ihre Seele.
Nova Meierhenrich (44) kennen die Zuschauer als sportlich-dynamische, immer fröhlich lächelnde Moderatorin und Schauspielerin. Ob aktuell als Society-Reporterin der VOX-Sendung "Prominent!" oder in einer ihrer zahlreichen Kino- und Fernsehrollen (z. B. "Einstein" auf Sat.1), die quirlige Blondine verbreitet immer gute Stimmung – und das schon seit ihren Anfangszeiten auf "Viva" und "Bravo TV". Doch jetzt hat sie über ein Thema ein Buch geschrieben, von dem nicht einmal ihre Freunde wussten: über ihre eigene Depression und die ihres ihres Vaters.
In "Wenn Liebe nicht reicht: Wie die Depression mir den Vater stahl" schildert Meierhenrich wie sich ihr Vater, der über 15 Jahre an Depressionen litt, April 2011 in Dänemark das Leben nahm. Und wie sie schon vor dem Suizid ihres Vaters in die Depression gerutscht ist. BILD der FRAU traf die Wahl-Hamburgerin zum Interview...

So begann die Depression bei Vater Meierhenrich

BILD der FRAU: Wie begann es bei Ihrem Vater?
Nova Meierhenrich: Ich war etwa 18, als unsere Firma in Konkurs ging und wir im Zuge dessen auch unser Haus verloren. In den Jahren danach veränderte mein Vater sich sehr, zog sich immer mehr zurück. Er wurde antriebsloser, lethargischer, schweigsamer. Wir dachten lange, das läge an den Umständen. Es hat Jahre gedauert, bis wir erkannten, dass er in eine Depression geraten war.
 
Wie wurde er behandelt?
Im Laufe der fast 18 Jahre Krankheit hat er vieles probiert. Medikamente, verschiedene Therapien: ambulant, stationär, Tagesklinik. Doch leider half alles nichts, er sah kein Licht mehr und entschied sich nach langem Leiden, von uns zu gehen.
Was hat seine Krankheit mit Ihnen gemacht?
Sie versetzt alle nahe stehenden Personen in einen Strudel aus Hilflosigkeit und Verzweiflung. Man kämpft gegen Windmühlen. Ich selbst war irgendwann in ständiger Alarmbereitschaft, habe mein Leben unbewusst danach ausgerichtet, wie es ihm ging. Typisch für eine Co- Depression, die mich dann auch eiskalt erwischte.
 

So gestaltete sich die Co-Depression bei Nova Meierhenrich

Woran haben Sie das erkannt?
Es ging mit Panikattacken los. Erst selten, dann immer häufiger und stärker. Über die Zeit wurden diese abgelöst von totaler Lethargie. Während ich im Beruf wie eine Eins weiter funktionierte, saß ich privat tagelang zu Hause, starrte die Wand an, log meine Freunde an, ich hätte keine Zeit für Treffen. Zum Glück hat das eine Freundin erkannt und mich zu einem Arzttermin überredet. Eine Gesprächstherapie hat mir geholfen. Heute erkenne ich Frühwarnzeichen und ich habe sehr gute Freunde als meinen Sicherheitsgurt eingebaut. Die haken nach, wenn ich mich zu lange zurückziehe.
Was wünschen Sie sich für den Umgang mit Depressionen?
Dass wir genauer hinschauen, auch wenn jemand vermeintlich fröhlich wirkt. Dass wir Hilfe anbieten. Wir brauchen unbedingt kürzere Wartezeiten für Therapieplätze, müssen über das Thema reden. Depressionen dürfen kein Tabu sein.
Lesetipp: "Wenn Liebe nicht reicht: Wie die Depression mir den Vater stahl", Nova Meierhenrich, Edel Books, 17,95 €.