Donnerstag, 8. November 2018

Depression bei Heimbewohnern


Wissenschaftler: Bei über 65-Jährigen in Pflegeheimen leiden 25 bis 45 Prozent an Depressionen – fünfmal so viele wie Gleichaltrige zuhause

In Altenheimen leiden nach Einschätzung von Wissenschaftlern weit mehr Menschen an Depressionen als bei Gleichaltrigen in Privatwohnungen. Es gebe in Heimen "ein eklatantes Behandlungsdefizit", sagten Mitarbeiter eines Forschungsprojekts, das am Montag in Frankfurt gestartet wurde. Bei über 65-Jährigen, die zu Hause lebten, litten fünf bis zehn Prozent an Depressionen - bei über 65-Jährigen in Pflegeheimen seien es 25 bis 45 Prozent, sagten Psychologen des Arbeitsbereichs Altersmedizin am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität.
Nur 40 Prozent der Depressiven in Heimen bekämen überhaupt eine Diagnose, von diesen wiederum werde maximal die Hälfte adäquat behandelt. Das Forschungsprojekt DAVOS (Depression im Altenpflegeheim: Verbesserung der Behandlung durch ein gestuftes kollaboratives Versorgungsmodell) läuft drei Jahre und wird mit 1,4 Millionen Euro staatlich gefördert. Die Frankfurter Altersmediziner kooperiert dafür mit zehn Pflegeheimen und dem Hessischen Institut für Pflegeforschung.

Quelle: https://www.ihre-vorsorge.de/nachrichten/lesen/depression-bei-heimbewohnern-oft-unerkannt.html

Depression und Pubertät


Frau Freitag, kürzlich wurde berichtet, dass Depressionen bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. Trifft das zu? 
Nein. Das ist so nicht richtig. Aber leider treten Depressionen tatsächlich schon bei Kindern und Jugendlichen auf.
Gibt es Zahlen?
Was die Kinder betrifft kaum. Wir gehen von ein bis zwei Prozent aus. Bei den Jugendlichen steigt dann die Zahl der Betroffenen stark an. Eine Depression ist eine typische Erkrankung des Jugendalters, vor allem bei Mädchen, von denen vier bis fünf Prozent darunter leiden.
Woran erkennt man eine Depression bei Kindern und Jugendlichen?
Die Kinder verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen gewöhnlich Spaß machen: Wenn einem Kind plötzlich das Lieblingsessen egal ist oder der früher geliebte Sportverein links liegen gelassen wird, kann das ein Symptom sein. Schlafstörungen und starke Müdigkeit können dazu führen, dass die Jugendlichen gar nicht mehr aus dem Bett kommen und zu nichts mehr Lust haben.
Gibt es Risikofaktoren?
Die Pubertät und die damit verbundenen Hormonumstellungen gehören dazu. Es existieren auch familiäre und schulische Risikofaktoren.

Was passiert denn in der Schule? Ist es der Leistungsstress?
Der Leistungsstress selbst ist es eigentlich gar nicht. Es ist vor allem das Zwischenmenschliche, die Ablehnung durch Gleichaltrige und das Mobbing. Da gibt es inzwischen sehr gute Langzeitstudien aus Großbritannien, die belegen, dass das gegenseitiges Abwerten und Bloßstellen in den sozialen Medien, dass dieser soziale Stress Depressionen auslösen kann.
Die sozialen Medien bieten die Möglichkeit, sich gegenseitig mehr zu verletzen als früher?
Das sich Jugendliche gegenseitig emotional verletzt haben, gab es wahrscheinlich schon immer. Aber das Ausmaß, die Dimension hat sich durch das Internet verändert. Es werden viel mehr Menschen erreicht und man kann diese Inhalte nicht mehr gut löschen.
Und man kann auch Bilder ins Netz stellen.
Das ist sicher ein großer Risikofaktor, wenn da jemand in einer unvorteilhaften Position verspottet wird.
Gibt es Hilfe?
Ja, die gibt es. Zunächst sollten sich Jugendliche den Eltern anvertrauen, nicht etwa der besten Freundin, weil Gleichaltrige mit dem Thema Depression überfordert sind.
Und wenn das Vertrauen zu den Eltern fehlt?
Es gibt auch professionelle Hilfe, je nach Schweregrad. Bezüglich einer individuellen Psychotherapie gibt es leider lange Wartezeiten. Aber es gibt Beratungsstellen und zum Beispiel auch unsere Institutsambulanz. Wer Suizidgedanken hat, kann sofort zu uns in die Klinik kommen.
Wie sieht die Therapie aus?
Hier kommt es auf den Schweregrad der Erkrankung an. Bei leicht ausgeprägten depressiven Episoden reichen Psychoedukation oder eine kurze Psychotherapie aus. In mittelgradigen bis schwereren Fällen wird eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie empfohlen.

Quelle: http://www.fr.de/wissen/gesundheit/junge-patienten-die-pubertaet-ist-ein-ein-risikofaktor-a-1614843