Samstag, 26. Januar 2019

"Es ist völlig normal, dass man scheitert"


Viele Patienten haben eine Odyssee hinter sich, bevor sie zu Bruno Schröder in die psychosomatische Abteilung des Klinikums kommen - in ein Loch zu fallen, widerspricht dem verbreiteten Menschenbild.
Interview von Nadja Tausche, Freising

Das Team der psychosomatischen Abteilung des Freisinger Krankenhauses behandelt verschiedenste seelische Erkrankungen, eine davon ist Depression. Wie die Krankheit entsteht, ob man Depression vorbeugen kann und welche Therapieformen Patienten in der Abteilung in Anspruch nehmen können, erzählt der Chefarzt Bruno Schröder im Interview.
SZ: Wie entsteht eine Depression?
Bruno Schröder: Es ist immer eine Kombination aus Verschiedenem. Dazu gehört die Biologie, also die Gene, dann die psychische Komponente - was haben wir durchgemacht - und die soziale Komponente: Wie sieht es im sozialen Umfeld aus, Familie, Job. Man nennt es das bio-psycho-soziale Modell, das wir verfolgen, um den Menschen in seiner Gesamtheit zu verstehen.
Also sind Depressionen zu einem gewissen Teil vererbbar?
Die Gene spielen immer eine Rolle. Allerdings ist es wenig hilfreich, sich darauf zu beschränken, den Menschen als Produkt seiner Gene zu begreifen. Ich sehe Depression immer auch als ein Ergebnis von Beziehungserfahrungen, die man im Laufe des Lebens gemacht hat und die sich an dieser Stelle auf unheilvolle Weise zeigen. Ich glaube stark daran, dass der Mensch im Laufe seiner Entwicklung, insbesondere in der Eltern-Kind-Interaktion, stark bestärkt und unterstützt werden kann. Es kann aber auch viel Leiden gestiftet werden, durch Gewalt, Missbrauch, emotionale Mangelversorgung. So etwas fördert psychische Labilität besonders, in der Kindheit ist man verletzlicher. Was für mich das Wichtigste ist: Warum kommt der Patient genau jetzt zur Türe herein, was hat das Fass zum Überlaufen gebracht?
 
Welche Therapieformen bieten Sie in der Psychosomatik des Klinikums an?
Wir integrieren sowohl tiefenpsychologische als auch verhaltenstherapeutische Elemente.
Was heißt das genau?
Tiefenpsychologisch bedeutet, dass wir das aktuelle Leiden des Patienten als ein Resultat von vielen Faktoren verstehen. Dazu gehört insbesondere die eigene Lebensgeschichte. Es ist spannend, den Menschen mit ihm gemeinsam in seinem Leiden zu begreifen als jemanden, der durch aktuelle Anlässe in eine Not gekommen ist, die aber nur verstehbar ist, wenn man das ganze Leben des Patienten mit einbezieht. Verhaltenstherapie dagegen bedeutet, konkrete Handlungsoptionen mit dem Patienten zu begreifen und umzusetzen. Da geht es nicht so sehr ums Verstehen, eher ums Machen. Wenn jemand zum Beispiel Hemmungen hat, S-Bahn zu fahren, üben wir das mit ihm gemeinsam.

Seit 2017 bieten Sie ein öffentliches Beratungsangebot an. Wie wird das angenommen?
Uns war es wichtig, einmal im Monat Präsenz zu zeigen für alle, die sich für unsere Arbeit interessieren. Das Angebot bezieht sich in erster Linie auf mögliche Patienten, es soll die Hemmschwelle abbauen. Es dient aber auch der Information für Angehörige und für Leute, die im psychosozialen Bereich arbeiten, wie Ärzte oder Therapeuten. Pro Termin kommen zwischen fünf und 20 Leuten.

Gibt es in Freising genügend Angebote für Psychosomatik und Psychotherapie?
Das Angebot an Psychotherapie ist viel besser als früher, aber es besteht immer noch ein gewisser Mangel an niedergelassenen Psychotherapeuten. Unser Job ist es auch sicherzustellen, dass die Leute nach dem Aufenthalt bei uns gut psychotherapeutisch weiterbehandelt werden. Interessant ist auch: Hausärzte sind für uns wahnsinnig wichtige Einweiser. Wir haben viele Patienten, deren seelisches Leiden sich zunächst eher in körperlichen Symptomen ausdrückt. Sie haben Schmerzen, Bewegungsstörungen, fühlen sich kraftlos, schlaflos, lustlos. Solche Patienten gehen eher zum Hausarzt. Die Leute haben oft eine Odyssee hinter sich, die viele Jahre dauert, bis sie hierher kommen. Das liegt unter anderem daran, dass die Akzeptanz für Psychosomatik in der Bevölkerung zwar enorm gestiegen, es aber immer noch ein schambesetztes Thema ist.
Warum wird Depression immer noch anders wahrgenommen als ein Schlaganfall?
Das hat, denke ich, etwas mit dem Anspruch der Gesellschaft an die Leistungsfähigkeit des Einzelnen zu tun. Das Menschenbild ist etwas, das durch Funktionieren gekennzeichnet ist. Es ist völlig normal, dass man scheitert, Krisen hat, in Löcher fällt. Aber es entspricht nicht dem verbreiteten Menschenbild.
Gibt es irgendeine Möglichkeit, Depression vorzubeugen?
Absolut! Das soziale Netz ist höchst wichtig: soziale Kontakte, Freundschaften, Hobbys - sich in irgendeiner Weise zu verankern. Auch sollte man das ärztliche System angemessen in Anspruch nehmen. Jeder Mensch sollte sich einen Hausarzt suchen. Das Internet kann hilfreich sein, birgt aber auch Gefahren. Wenn ein Mensch heutzutage meint, er muss die Verantwortung für sein körperliches und geistiges Leiden alleine übernehmen, ist das Wahnsinn. Das ist eine Anleitung zum Unglücklichsein.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/lebenskrisen-es-ist-voellig-normal-dass-man-scheitert-1.4296252

Schockierende Risiken: Antibabypille muss jetzt vor krassen Nebenwirkungen warnen


Sie können depressiv machen und in Folge dessen das Suizidrisiko steigern - deshalb soll in Beipackzetteln von hormonellen Verhütungsmitteln wie der Antibabypille künftig gewarnt werden.  Auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) werde ein neuer entsprechender Warnhinweis aufgenommen, teilten das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) und mehrere Pharmafirmen am Montag in einem vor allem an Ärzte und Apotheker gerichteten Schreiben mit.

Der sogenannte Rote-Hand-Brief beziehe sich auf alle hormonellen Kontrazeptiva, erklärte ein BfArM-Sprecher auf Anfrage. Dazu werden nicht nur die Pille, sondern zum Beispiel auch Hormonspirale und -pflaster gezählt. „Die Änderungen der Fach- und Gebrauchsinformation erfolgen derzeit“, so der Institutssprecher weiter.
 
In Packungsbeilagen sollen Anwenderinnen darauf hingewiesen werden, dass manche Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel nehmen, von Depression oder depressiver Verstimmung berichten, wie aus dem Schreiben hervorgeht. Außerdem heißt es: „Depressionen können schwerwiegend sein und gelegentlich zu Selbsttötungsgedanken führen.“

Ärzte sollen sensibilisiert werden

Zudem solle der Warnhinweis Apotheker und Ärzte sensibilisieren, „ihre Patientinnen entsprechend aufzuklären, sowie die Patientin informieren, ihren Arzt aufzusuchen, sobald Stimmungsänderungen und depressive Symptome auftreten“, heißt es in dem Schreiben.
Hintergrund der EMA-Empfehlung vom vergangenen Herbst ist eine dänische Studie. Diese hatte gezeigt, dass eine hormonelle Verhütung wohl mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden ist. Die Forscher um Øjvind Lidegaard von der Universität Kopenhagen hatten Daten von knapp 500 000 Frauen ausgewertet, von denen 6999 mindestens einen Selbsttötungsversuch unternahmen und 71 Suizid begingen. Demnach hatten Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel nutzten, ein rund doppelt so hohes Risiko für Suizidversuche und ein dreifach so hohes Risiko für vollendeten Suizid.
 
Ob die Verhütungsmittel tatsächlich die Ursache für das höhere Risiko sind oder eventuell auch andere Faktoren eine Rolle spielen, lässt sich aus der im „American Journal of Psychiatry“ veröffentlichten Studie nicht ablesen.
 

Ärzte - Helfen bis es nicht mehr geht


Erschöpfungssyndrome, depressive Zustände, Perspektivängste: Viele Krankenhausärzte macht die Arbeit krank. Die Burnout-Zahlen bei Medizinern sind in den letzten Jahren rasant gestiegen – inzwischen bilden sie Platz zwei der betroffenen Berufsgruppen.

Eigentlich beginnt der Arbeitstag der Assistenzärztin, die ihren Namen lieber nicht nennen möchte, um halb acht. Sie ist aber schon um kurz nach sieben da, nimmt den Patienten Blut ab, telefoniert mit Praxen und Laboren, schreibt Berichte – alles, damit sie abends wenigstens halbwegs zeitig aus der Klinik kommt, sagt sie.
„Das heißt nicht, dass ich dann pünktlich gehe. Um Gottes Willen. Also mindestens eine Stunde bleibe ich eh länger.“

Schnell bei einer 50-Stunden-Woche

Rund 1,5 Stunden hängt sie so täglich dran und ist schnell bei einer 50 Stunden-Woche.
„Und da sind noch keine 24-Stunden-Dienste eingerechnet und noch keine Wochenenddienste. Die kommen noch da drauf. Das heißt also eine Wochenarbeitszeit von 60 – teilweise 70 Stunden ist sozusagen normal.“
Und gesetzeswidrig! Denn in ihrem Vertrag steht eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 42 Stunden. Trotz der vielen Überstunden hat die 29-jährige Ärztin viel zu wenig Zeit für Ihre Patienten, was sie sehr belastet.
„Mir persönlich ist es wichtig, diese Zeit zu nehmen. Nur das heißt ganz klar, die halbe Stunde, 45 Minuten, kommt auf jeden Fall hinten dran. Und gleichzeitig kriegt man von der Verwaltung noch den Druck, die Patienten sind zu lang im Krankenhaus, die müssen schneller wieder entlassen werden. Das ist aber nicht umsetzbar. Ich glaube einfach, dass zu wenige Ärzte für zu viele Patienten da sind.“
Laut der Ärztegewerkschaft Marburger Bund fehlen bundesweit aktuell 5000 Ärzte in den Krankenhäusern. Die Patienten müssen aber trotzdem versorgt werden, sagt der Psychiater und Psychotherapeut Walter Machtemes, der eine Burnout-Tagesklinik in Oberhausen leitet.
„Das Arztbild ist das des rund um die Uhr tätigen Helfers. Aber dahinter steckt ein Mensch, der genau wie jeder andere ermüdet und Rekreationszeit braucht.“
Aber offenbar können immer weniger Ärzte in der knappen Freizeit auftanken. Das fällt auch der jungen Assistenzärztin nicht so leicht. „Wir übernehmen tagtäglich Verantwortung für andere Menschen, aber das wir mal Verantwortung für unser Leben, für unsere Gesundheit übernehmen, das bleibt irgendwie übrig.“

Noch mehr Fälle nur bei Lehrern

Viele Ärzte macht die Arbeit krank, weiß die ärztliche Psychotherapeutin Christiane Groß, die auch im Vorstand der Ärztekammer Nordrhein und des Deutschen Ärztinnenbundes ist.
„Also es ist so, dass man davon ausgeht, dass etwa acht bis 12 Prozent in einem Burnout stecken, weil sie überlastet sind. Weiterhin, dass etwa 20 bis 25 Prozent sich als burnout-gefährdet einstufen. Und ich finde, das ist schon eine ganze Menge.“
Noch mehr Burnoutpatienten gibt es nur bei den Lehrern, bestätigt der Leiter der Burnout-Tagesklinik Walter Machtemes.
„Sehr viele Ärzte kommen mit deutlichen Erschöpfungssyndromen, depressiven Zuständen, Perspektivängsten, Panikattacken und dann die breite Gruppe der psychosomatischen Störungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck. Und das schlimmste: die Suizidrate ist bei Ärzten nahezu doppelt so hoch, wie bei der Durchschnittsbevölkerung.“
In Burnoutkliniken wie seiner, lernen die ausgebrannten Ärzte wieder auf sich zu achten, bekommen Entspannungsübungen und meditative Praktiken beigebracht, die sie in ihren Berufsalltag integrieren können.
„Einfach mal die Tür zuzumachen, zu sagen: so, fünf Minuten hab ich jetzt, mal keinen Patienten hier drin und ihr schickt mir auch keinen. Diese kleinen, ich nenne das immer Kleckerzeiten, einzubauen, das ist wichtig.“
Kleckern im Kleinen und Klotzen im Großen, das würde helfen meint auch Christiane Groß von Ärztekammer Nordrhein. „Wir müssen gucken, dass wir noch mehr Ärztinnen und Ärzte bekommen. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, dass die ärztliche Arbeit, wie jede andere Arbeitszeit begrenzt ist.“
Entsprechende Forderungen werden allerdings seit Jahren in den Tarifverhandlungen diskutiert. Bis auf Weiteres bleibt deshalb auch der 29-jährigen Assistenzärztin nichts anderes übrig, als möglichst gut auf sich und auf ausreichend Erholungszeiten zu achten: „Ich würde sagen, ich habe da meine Strategien. Ich hab meinen Sport, der ist für mich wichtig, ich hab meinen Freundeskreis, meine Familie. Das ist unglaublich wichtig zum Abschalten. Aber das ich zu den Menschen gehöre, die da gefährdet sind, da würde ich jetzt nicht hundertprozentig von Abstand nehmen. Aber wie gesagt, alles in allem ist es für mich ein ganz, ganz toller Beruf.“
Und sie hofft, dass er das auch immer für sie bleiben wird.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/burnout-bei-aerzten-helfen-bis-es-nicht-mehr-geht.680.de.html?dram:article_id=439000

Bereits 15 Minuten Aktivität und Bewegung helfen gegen Depressionen



Sport macht glücklich

Verschiedene Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen einem sportlichen Training und dem Senken des Depressionsrisikos gefunden. Sportliche Übungen setzen Endorphine frei und Endorphine machen glücklich. Bisher gab es jedoch keine Anhaltspunkte für einen kausalen Zusammenhang bei Depressionen. Es war unklar, ob körperliche Aktivität tatsächlich die Erkrankung beeinflusst hat oder ob Menschen mit Depressionen einfach weniger Sport treiben. Die Forschenden fanden heraus, dass sportliches Training für Menschen mit Depressionen vorteilhaft ist und haben keine Beweise dafür gefunden, dass Depressionen die Trainingsfähigkeit beeinträchtigen.

Immer mehr Menschen leiden an Depressionen

Die Ergebnisse könnten Ärzten, Medizinern und Wissenschaftlern helfen, Präventionsstrategien für die wachsende Zahl von Menschen zu entwickeln, die gegen Symptome von Depressionen ankämpfen. Eine erhöhte Aktivität scheint vor der Entwicklung von Depressionen zu schützen, erläutert Studienautor Dr. Karmel Choi vom Massachusetts General Hospital. Jede körperliche Betätigung scheine besser zu sein als keine, sagen die Experten. Die Berechnungen legen nahe, dass das Ersetzen des Sitzens durch 15 Minuten stärkerer sportliche Aktivität wie Laufen oder eine Stunde mäßig kräftiger Aktivität ausreicht, um ein geringeres Depressionsrisiko zu bewirken.

Welchen Einfluss haben unsere Gene?

Sowohl Depressionen als auch körperliche Aktivität können durch unsere Gene beeinflusst werden, deswegen konzentrierten sich die Wissenschaftler bei ihrer Studie auf die Gene. Manche Menschen sind von Natur aus sportlicher, andere sind anfälliger für Depressionen, erklären die Mediziner. Durch genomische Daten kann dieser Faktor stabilisiert werden. So lässt sich feststellen, ob Menschen mit Depression einfach weniger aktiv sind oder ob dies nicht zutrifft.

Welche Ergebnisse wurden erzielt?

Zur körperlichen Aktivität ergaben sich bei der Studie zwei Datenpools von Ergebnissen: 377.000 Menschen hatten ihre eigene körperliche Aktivität angegeben zusätzlich trugen 91.000 Menschen sogenannte Fitness-Tracker zur Überwachung ihrer Bewegung. Diese erhobenen Daten wurden mit Gentests verglichen. Die Auswertung zeigte: Es gab keinen Zusammenhang zwischen selbstberichteter Aktivität und niedrigeren Depressionsraten. Die Datenauswertung der Fitness-Tracker ergab dagegen: Wer regelmäßig trainierte, hatte weniger Depressionssymptome. Wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Erinnerungen von selbstberichteter Aktivität sind nicht immer genau. Außerdem werden viele Bewegungen im Alltag, wie beispielsweise das Treppensteigen oder der Weg zur U-Bahn, von Betroffenen nicht als sportliche Aktivität angesehen. Ein Fitness-Tracker berücksichtigt aber auch diese Aktivitäten.

Wie können Menschen zu mehr sportlicher Aktivität motiviert werden?

Es ist eine Sache zu wissen, dass körperliche Aktivität zur Vorbeugung von Depressionen von Vorteil sein kann. Es ist eine andere Sache, Menschen dazu zu bringen, körperlich aktiv zu sein, erklärt Choi. Es müsse daher noch mehr getan werden, um herauszufinden, wie die Empfehlungen der erhöhten Aktivität am besten auf verschiedene Arten von Menschen mit unterschiedlichen Risikoprofilen zugeschnitten werden können. Die Wissenschaftler prüfen derzeit, ob und inwieweit körperliche Aktivität verschiedenen Risikogruppen zugute kommen kann, beispielsweise Menschen, die genetisch anfällig für Depressionen sind, oder solchen, die Stresssituationen erleiden und hoffen. Wir hoffen ein besseres Verständnis von körperlicher Aktivität zu entwickeln, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Depressionen zu fördern, fügt der Studienautor hinzu.

Quelle: https://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/bereits-15-minuten-aktivitaet-und-bewegung-helfen-gegen-depressionen-20190124438124

Burnout-Prävention und wachsende Kreativität: Meditation als Allheilmittel


Eigentlich klingt die Arbeit bei Google wie ein Traum: Snacks sind gratis, immer wieder gibt es kleine Events für Mitarbeiter und noch viele andere Benefits. Arbeits- und Freizeit scheinen ineinander überzugehen. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt schnell, wozu das ganze dient. Mitarbeiter sollen nämlich möglichst lange im Büro bleiben und an ihren Projekten arbeiten. Die langen Arbeitszeiten sollen durch das scheinbar lockere Klima weniger schlimm erscheinen. Und doch sind gerade Google-Mitarbeiter oftmals in Gefahr ein Burnout zu erleiden. Deswegen hat Google einen Weg gefunden, um für mentale Gesundheit innerhalb der Belegschaft zu sorgen.

Passionierte Mitarbeiter müssen gebremst werden

Natürlich fördert Google selbst die unzähligen Überstunden seiner Angestellten. Zusätzlich kommt hinzu, dass der Konzern für Druck sorgt. Durch Ankündigungen, wie dass Googles selbstfahrende Autos komplette „Game Changer“ werden, beäugt die Öffentlichkeit jeden kleinen Fortschritt des Projekts. Die Mitarbeiter müssen dementsprechend abliefern. Doch natürlich wird niemand gezwungen bei Google zu arbeiten. Die meisten Angestellten träumten von einem Arbeitsplatz, an dem sie ihr Können und ihre Kreativität unter Beweis stellen können. Bei Google scheint dies möglich. Jedoch ist die Passion der Mitarbeiter gleichzeitig gefährlich und sollte gebremst werden. In einem Interview mit Wired erklärt ein Angestellter, dass er quasi den ganzen Tag in sein Projekt versunken sei. Er reagiere kaum auf SMS oder Anrufe und konzentriere sich voll und ganz darauf, dass ein Auto bald ohne Fahrer fahren kann – und dabei lebendige Hindernisse wahrnimmt. Dieses hohe Engagement kann Mitarbeiter jedoch an den Rand des Burnouts bringen, ohne dass sie es bemerken.

Google findet selbst eine Lösung: Meditation

Der Konzern möchte natürlich nicht, dass seine Mitarbeiter reihenweise erkranken, nicht nur, weil dies zum Verlust von Talenten führen würde. Um also dem Burnout vorzusorgen, hat einer von Googles frühen Mitarbeitern einen Weg entwickelt, der heute überall im Silicon Valley beliebt ist: Achtsame Meditation. Chade-Meng Tan bemerkte das Problem bereits, als Google noch in den Kinderschuhen steckte. Seine eigene Passion führte dazu, dass er die Arbeit über seine eigene Gesundheit stellte und dementsprechend erste Anzeichen psychischer Probleme aufwies. Da Tan jedoch schon immer ein Verfechter von Meditation war, nutzte er eben diese um den Arbeitsstress zu bewältigen.
Tan’s mindfulness practice helped him to transition from the stress of intense work to a more restful state. He also found that it opened his mind to otherwise hidden insights
Für Tan entstand daraus bald ein neuer Job. Da seine Kollegen die gleichen Anzeichen aufwiesen wie er, begann er damit einen Meditationskurs namens „Search Inside Yourself“ zu geben. Zwar gab es zunächst viele Skeptiker, galt das Meditieren doch oft als esoterischer Blödsinn, doch schon bald gab es immer mehr Befürworter. Das Interesse an Tans Kurs wuchs dermaßen, dass es schon bald seine Kapazitäten überstieg. Also bot Googles Führungsebene ihm an, den Kurs in Vollzeit zu leiten. Abgesehen davon, dass es bei Google-Mitarbeitern tatsächlich relativ selten zum Burnout kommt, ist aus dem Meditationskurs ein ganzes Business geworden, das auch mit anderen Partnern als Google zusammenarbeitet.

Meditation fördert außerdem die Kreativität

Der durch das Meditieren ausgelöste Ruhezustand des Gehirns, kann zudem zu innovativen Ideen führen. Neurologe Marcus Raichle stellte bereits 2001 fest, dass durch Ruhe und Tagträumen ein bestimmter Teil unseres Gehirns aktiv wird, der zu gedanklichen Durchbrüchen führt. Vermutlich kennen es die meisten: Man sitzt vor einem kniffligen Problem und findet durch das aktive Nachdenken einfach keine Lösung. Doch dann, plötzlich, kurz vor dem Einschlafen, auf der Toilette oder einfach beim Entspannen, kommt einem die rettende Idee. Diese wurde von eben jenem Teil des Gehirns getriggert. Die dafür verantwortlichen Vorgänge geschehen unterbewusst. Dass dieses Phänomen jedoch wirklich häufig vorkommt, zeigen nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch die anderer kreativer Köpfe, wie beispielsweise Lin Manuel Miranda, dem Erschaffer des Erfolgsmusicals Hamilton:
A good idea doesn’t come when you’re doing a million things. The good idea comes in the moment of rest. It comes in the shower. It comes when you’re doodling or playing trains with your son. It’s when your mind is on the other side of things.

Meditation ist nicht für jeden geeignet

Ob das Meditieren vom Arbeitsstress befreit und gleichzeitig die Kreativität boostet, hängt wohl von der jeweiligen Einstellung ab. Wie sooft bei solch alternativen Entspannungsmethoden, wirkt Meditation nur, wenn der Betroffene daran glaubt und sich darauf einlässt. Zudem kann achtsame Meditation für folgende Personengruppen negative Effekte haben: depressive Menschen, Selbstkritiker, Suchtkranke, körperlich Kranke und Ausweichende. Der Sinn der achtsamen Meditation ist es, in sein Inneres zu gehen. Doch genau dies kann die Probleme der genannten Gruppen noch verschlimmern, da sie sich Konflikten, Ängsten oder Schmerzen noch bewusster werden. Sollte dich die Methode der Google-Mitarbeiter jedoch trotzdem ansprechen, ist anzuraten zunächst mit einem angeleiteten Gruppenkurs beginnen und sich nicht auf Selbstexperimente einlassen. So lässt sich am ehesten feststellen, ob Meditation für dich Entspannung oder Humbug ist.

Quelle: https://onlinemarketing.de/jobs/artikel/burnout-praevention-wachsende-kreativitaet-meditation-allheilmittel