Samstag, 20. Juli 2019

Kritische Studie: Social Media und Depressionen hängen zusammen


Eine Studie zeigt, dass die Benutzung von Social Media und das Auftreten von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen verknüpft sind. Frühere Befunde kamen zu vergleichbaren Ergebnissen.
 
Dass Jugendliche gern am Handy hängen, überrascht nicht. Eine neue Studie legt nun aber nah, dass ein unerfreulicher Zusammenhang zwischen Snapchat, Instagram und Co. und dem seelischen Wohlbefinden junger Menschen besteht. Kanadische Forscher zeigen darin, dass das Auftreten von depressiven Symptomen mit der Zeit verknüpft ist, die Kinder und Jugendliche mit Social-Media-Anwendungen verbringen.

Für die Untersuchung, die in der medizinischen Fachzeitschrift JAMA Pediatrics veröffentlicht wurde, hatten die Wissenschaftler Daten von über 3.800 kanadischen Kindern und Jugendlichen ausgewertet. Sie griffen dabei auf Zahlen zurück, die ursprünglich zwischen 2012 und 2018 im Rahmen einer Studie zur Suchtprävention erhoben worden waren.

Social Media und Depression sind verknüpft

Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren hatten damals regelmäßige Angaben zu ihrem Freizeitverhalten gemacht, Mädchen und Jungen waren gleichermaßen vertreten. Die Forscher hatten die Jugendlichen unter anderem danach gefragt, wie viel Zeit sie mit Social Media, Fernsehen und Computerspielen verbrachten. Aber auch danach, wie viel Sport sie trieben, und wie sie ihr Selbstwertgefühl einschätzten.
Bei der Neuauswertung der Daten stellten die Wissenschaftler nun fest, dass Jugendliche stärker unter depressiven Verstimmungen litten, je häufiger sie Social-Media-Kanäle verwendeten. Für Computerspiele konnten sie keinen entsprechenden Effekt nachweisen.
Was Fernsehkonsum betraf, fiel das Fazit differenzierter aus: "Jugendliche, die weniger anfällig für Depressionen sind, scheinen eher Zeit vor dem Fernseher zu verbringen", so die Forscher, "aber je länger sie fernsehen, desto häufiger treten depressive Symptome auf."

Der Bildschirm allein ist nicht das Problem

Auch für Computernutzung im Allgemeinen war kein klarer Zusammenhang zwischen depressiven Verstimmungen und der Nutzungsdauer nachzuweisen. Ob Kinder und Jugendliche viel oder wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen, scheint also noch keine Schlussfolgerungen zuzulassen. Ausschlaggebend scheint vielmehr zu sein, womit sie sich am Bildschirm beschäftigen.
Social Media rückte deshalb besonders in den Fokus der Forscher: Jugendliche gaben umso niedrigere Werte für ihr Selbstwertgefühl an, je mehr Zeit sie mit entsprechenden Anwendungen verbrachten. Unklar bleibt, ob die sozialen Medien Depressionen befördern können oder ob depressive Jugendliche umgekehrt mehr Zeit mit Social Media bringen. Die Forscher legten nahe, dass beide Effekte sich gegenseitig verstärken könnten.

Durch Facebook & Co. vergleichen sich Jugendliche mit anderen

Die Wissenschaftler vermuteten außerdem, dass junge Menschen, die mehr Zeit auf Facebook, Instagram und Co. verbringen, dazu neigen, sich stärker mit anderen zu vergleichen. "Der Konsum von idealisierten Bildern auf Social Media und im Fernsehen könnte das Selbstwertgefühlt beeinträchtigen", so die Autoren – was sich wiederum auf die Stimmung auswirke.
Langzeitstudien existieren in diesem Bereich noch nicht, auch ist Depression mit zahlreichen anderen möglichen Auslösern verknüpft. Die Autoren schlussfolgerten lediglich, dass es auch wichtig sei, den individuellen Medienkonsum zu berücksichtigen, um Depressionen vorzubeugen.

Das sagen anderen Studien

Ende 2018 hatte eine andere Studie gezeigt, dass 14- bis 17-Jährige, die sieben oder mehr Stunden am Tag vor dem Bildschirm verbrachten, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit hatten, an einer Depression oder psychischen Krankheit zu leiden. Auch eine Überblicksstudie, die Anfang 2019 veröffentlicht worden war, verknüpft die Zeit vor dem Bildschirm mit Gesundheitsrisiken, vor allem mit Übergewicht, ungesunder Ernährung sowie depressiven Symptomen.
Im Zweifel – mehr an die frische Luft! Denn dänische Forscher wiesen nach, dass eine Kindheit im Grünen sich positiv auf das seelische Wohlbefinden auswirkt.

Quelle: https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Kritische-Studie-Social-Media-und-Depressionen-haengen-zusammen-_10762_1.html

EZB-Mitarbeiter prangern Missstände an


Immer wieder sorgt die Personalpolitik in der Europäischen Zentralbank für Kritik. Nun rechnen Arbeitnehmervertreter mit Präsident Mario Draghi ab – und hoffen auf Besserung unter Christine Lagarde.


Christine Lagardes Wechsel an die Spitze der Europäischen Zentralbank weckt allerorten Begehrlichkeiten. An den Finanzmärkten, die ihre Nominierung für die Nachfolge von Mario Draghi mit Kurssprüngen feierten, weil sie eine Fortsetzung der Nullzinsparty erwarten. Bei den hochverschuldeten Südländern der Eurozone, die in Madame Nullzins eine Verbündete erwarten dürfen. Bei den Sparern, die – wohl vergeblich – auf eine Abkehr von Draghis Politik des billigen Geldes hoffen. Und auch innerhalb der EZB – beklagen doch viele Mitarbeiter Missstände im eigenen Haus.
Die Mitarbeitergewerkschaft IPSO hat ihr Urteil über Draghi jedenfalls gefällt. In einem offenen Brief prangert die „International and Public Services Organisation“, die laut eigenen Angaben rund ein Drittel der EZB-Belegschaft vertritt, Vetternwirtschaft, schlechten Führungsstil und Arbeitsbedingungen an. Es ist eine Abrechnung mit dem Italiener – auch wenn das Schreiben laut Betreff „an die zukünftige Präsidentin/den zukünftigen Präsidenten“ gerichtet ist.
Es datiert von Anfang Juni, also wenige Wochen bevor die EU-Staats- und Regierungschefs die Französin Lagarde zur Nachfolgerin des Italieners Draghis auserkoren haben. Umso hoffnungsvoller gibt sich Carlos Bowles, Vizepräsident der Gewerkschaft IPSO. Lagarde, so der Eindruck des Franzosen aus Gesprächen mit Kollegen beim Internationalen Währungsfonds, kümmere sich entschlossener um die Belange der Belegschaft als Draghi, der in der EZB den Spitznamen „Mister Elsewhere“, Herr Woanders hat. Lagarde bringe sich stärker ein, treffe regelmäßig Mitarbeitervertreter. Er sei zuversichtlich, sagt Bowles, „dass es unter ihr anders sein wird“.

Wagenknecht, Platzeck, Meckel: Burnout als Preis des Erfolgs


Leistungsträger sind besonders gefährdet ein Burnout zu erleiden. Doch laut neuen Studien wird jeder zweite Deutsche krank durch die Arbeit


Sahra Wagenknecht hat nun noch einmal deutlich gemacht, warum sie im Frühjahr ankündigte, sich von der Spitze der Linken-Partei und der von ihr mitbegründeten „Aufstehen“-Bewegung zurückzuziehen. Der Stress war zu groß geworden. Der Zeitschrift „Super Illu“ sagte sie: „Ja, ich hatte ein Burnout.“
Sie habe so nicht weitermachen können und erst einmal eine ganze Woche geschlafen. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch so viel schlafen kann – aber man kann. In der Politik ist man eigentlich dauernd unausgeschlafen“, sagte sie anlässlich ihres 50. Geburtstages am 16. Juli der „Brigitte“.

Burnout: Matthias Platzeck erlitt zwei Hörstürze


Platzeck, musste im Jahr 2006 aus gesundheitlichen Gründen von seinen Spitzenämtern zurücktreten.
 
Zum Jahreswechsel 2005/2006 erlitt er einen ersten Hörsturz, im Februar folgte ein Nerven- und Kraftzusammenbruch, Ende März ein zweiter Hörsturz.

Bei seiner damaligen Rücktrittserklärung im April 2006 sagte er: „Ich musste in den letzten Tagen die mit Sicherheit schwierigste Entscheidung meines bisherigen Lebens treffen – nämlich die, auf dringenden ärztlichen Rat den Vorsitz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands niederzulegen.“

Platzeck hatte den Parteivorsitz nur gut ein halbes Jahr inne und gab damals zu, sich schlichtweg mit der Übernahme des SPD-Vorsitzes übernommen zu haben. Dabei war Platzeck am 15. November 2005 mit einem der besten Wahlergebnisse der Parteigeschichte gewählt worden. Er überzeugte mit 99,4 Prozent der Stimmen. Dauerhafter Stress gilt in der Medizin als ein möglicher Auslöser für einen Hörsturz.


Miriam Meckel und die Folgen eines Lebens auf der Überholspur

Auch die Wissenschaftlerin und frühere Chefredakteurin und Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“, Miriam Meckel, beschrieb in ihrem Buch „Brief an mein Leben – Erfahrungen mit einem Burnout“ die Folgen eines Lebens auf der Überholspur. Sie erzählt darin, wie sie 15 Jahre lang um die Welt gereist war, gearbeitet, geredet, geschrieben, akquiriert und repräsentiert hatte, bis schließlich der Arzt kam.

Sie habe sich keine Grenzen gesetzt, sich selbst nicht und nicht ihrer Umwelt, die sie bisweilen ausgesaugt habe. Die Lebensgefährtin der Moderatorin Anne Will brach schließlich zusammen: „Das meiste von dem, was ich gemacht habe, hat mir tatsächlich Freude gemacht ... Aber ich habe in alldem nicht die aristotelische Mitte finden können zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig. Nun war ich plötzlich stillgelegt, wiederum im Wortsinne.“

Jeder zweite Berufstätige verspürt Schmerzen durch Stress im Job


Doch Burnout ist nicht nur eine Erkrankung, die Spitzenpolitiker oder führende Manager betrifft. Neue Studien belegen, dass jeder zweite deutsche Berufstätige körperliche Beschwerden durch den Stress im Job spürt. Erschöpfung, Schlafstörungen und Nacken- und Kopfschmerzen sind die Warnsignale des Körpers, die durch eine zu hohe Belastung durch die Arbeit verursacht werden.

47 Prozent der deutschen Arbeitnehmer leiden regelmäßig unter diesen jobbedingten Beschwerden. Wer sie ignoriert, riskiert psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out. Das ist ein Ergebnis der Studie „Jobzufriedenheit 2019“, für die im Auftrag der ManpowerGroup 753 deutsche Berufstätige befragt wurden.

Der wirtschaftliche Schaden durch psychische Erkrankungen beträgt 12,2 Milliarden Euro


Aus einem Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geht hervor, dass auch immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland wegen seelischer Erkrankungen ausfallen. 107 Millionen Krankheitstage wurden 2017 gemessen, eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2007. So entstand der Wirtschaft ein Schaden von 12,2 Milliarden Euro.

Was bei Stress helfen kann, ist eine gute Work-Life-Balance. Also ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit. 76 Prozent der Berufstätigen legen laut der Jobzufriedenheitsstudie Wert darauf, das Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit ausgewogen zu gestalten.

Eine Erfahrung, die auch Sahra Wagenknecht gemacht habe. Denn sie habe ihr Leben zugunsten der Freizeit und der Privatheit verändert. „Ich führe schon jetzt ein anderes Leben. Die dauernden Attacken und Reibereien haben weitgehend aufgehört.“ Sie habe wieder viel mehr Energie und sei selten so glücklich gewesen wie heute. Dazu trage vor allem die Liebe zu Ehemann Oskar Lafontaine bei: „Ich lebe in einer wunderbaren Beziehung, die mir sehr viel Halt und Kraft gibt, das kann man sich für kein Geld der Welt kaufen“, sagte Wagenknecht. (mit dpa)

Quelle: https://www.morgenpost.de/politik/article226522039/Wagenknecht-Platzeck-Meckel-Burnout-als-Preis-des-Erfolgs.html