Freitag, 17. August 2018

Depressionen und der Schnitt ins eigene Fleisch


 
Ist es ein Schrei nach Aufmerksamkeit? Warum verletzen sich manche Menschen? Anders als bei Piercings oder Tattoos sind Selbst-Schnitte in der Regel kein Lifestyle-Phänomen. Vielmehr weisen sie auf eine ernste psychische Erkrankung hin. Bislang fehlte ein fundiertes Therapieangebot. Mit den fünf neuen Therapie-Plätzen am Max-Planck-Institut in München soll sich das ändern.

Freiwilliges Therapieangebot

Die Plätze stehen Erwachsenen aus ganz Bayern offen, die sich vom Arzt oder Therapeut überweisen lassen wollen. Für ihre Therapie hat das MPI ein Selbstverletzungs-Tagebuch entwickelt, das die Patienten vor ihrer Ankunft und während ihres stationären Aufenthalts führen. So lassen sich gezielt individuelle Muster erkennen und auch der Erfolg der Behandlung belegen.

Erleichterung Schmerz – bei unerträglicher innerer Anspannung

Sich selbst weh zu tun - das beginnt oft im Kindes- oder Jugendalter und ist ein ernstes Symptom. Bei einer Studie der Universität Ulm gaben 20 Prozent der befragten Jugendlichen an, sie würden sich schneiden oder ritzen. Betroffene suchen das Gefühl einer "Entspannung" in emotional stressigen Situationen. Doch oft verselbständigt sich diese Strategie. Bei einer unbehandelten zugrunde liegenden Störung weit über die Jugendzeit hinaus an. Experten gehen davon aus, dass sich heute fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung nicht-suizidale Selbstverletzungen zufügen.

Jeder 10. Depressive verletzt sich selbst

Ritzen ist in der Regel Ausdruck einer stressbedingten psychischen Erkrankung etwa der Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer Posttraumatischen Belastungsstörung, oder einer Depression oder Essstörung. Und davon sind immer mehr Menschen betroffen: Heute leiden rund eine Millionen Erwachsener an einer Depression, so die AOK Bayern. Das MPI will zunächst den Therapiebedarf für junge Erwachsene ermitteln und plant langfristig weitere Kapazitäten ein, damit interessierte Patienten von dem neuen Therapieangebot in München profitieren können.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/hilfe-gegen-den-schnitt-ins-eigene-fleisch,R0p3Sxn

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